Mit ETFs gegen das Dauerzinstief
Die Zinsen sind niedrig und die Deutschen ärgern sich. Zwei Drittel der Anleger sind mit ihrer Rendite unzufrieden.
Doch seine Lust zu sparen hat der deutsche Privathaushalt trotz der niedrigen Zinsen nicht eingebüßt: Rund zehn Prozent seines verfügbaren Einkommens legt er Jahr für Jahr zurück.
Zugleich gibt es in Deutschland eine große Skepsis gegenüber der Zukunft: Weniger als die Hälfte der Anleger hat das Gefühl, ihre finanzielle Zukunft noch irgendwie im Griff zu haben.
Sie sind der Meinung, dass es schwieriger geworden ist, ihre Ziele im Hinblick auf die Altersvorsorge zu erreichen.
Viele Bundesbürger horten ihr Geld auf niedrigverzinslichen Sparkonten
Der Normalbürger hat sein Geld auf einem Sparkonto und muss schon seit Jahren akzeptieren, dass die Niedrigzinsen zusammen mit der Inflation sein Erspartes und seine Altersvorsorge auffressen.
Deshalb appelliert der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, Michael Kemmer, an die Verbraucher:
„Wenn die Deutschen weiterhin den größten Teil ihres Geldvermögens auf Giro-, Tages- oder Sparkonten parken . . . , verpassen sie die Chance auf eine höhere und auch nach Abzug der Inflationsrate positive Rendite.“
Sie ziehen diese vermeintliche Sicherheit der als riskanter empfundenen Anlage in Aktien und Fonds vor. Damit entscheidet sich die Mehrheit der Deutschen lieber für einen sichereren und überschaubaren Verlust als für einen unsicheren Gewinn.
Ein Grund hierfür ist die Tatsache, dass die Aktienkultur in Deutschland wenig ausgeprägt ist.
Würde der deutsche Anleger jedoch endlich mal einen ernsthaften Blick auf die langfristige Durchschnittsrendite werden, die Aktien und Fonds bieten, müsste er zugeben, dass er einiges an Rendite verschenkt.
Langfristig sind Aktien und Fonds nämlich eine der attraktivsten Geldanlagen: So hat der Deutsche Aktienindex (DAX) seit 1990 jährlich im Schnitt um sieben Prozent zugelegt – mehr, als mit Anleihen oder den meisten Immobilien zu holen war.
Und die Sparzinsen werden sich wohl auf längere Sicht nicht mehr erholen. Deshalb müssen wir noch länger mit dem aktuellen Niedrigzins leben. Das bestätigte Anfang des Jahres auch die ehemalige Finanzaufsichtschefin Elke König: „Ein Ende ist nicht absehbar.“
Doch welche Möglichkeiten gibt es, sein Geld langfristig Gewinn bringender anzulegen?
Mit ETFs aus dem Zinstief
Bei vielen sonst so sicherheitsbedürftigen Sparern erwacht langsam aber sicher das Interesse an anderen Sparformen:
Wäre vielleicht nicht doch mal eine Aktie oder ein Fonds etwas für mich?
Experten raten dazu, das Geld, das über die notwendige Liquiditätsreserve von zwei bis drei Monatsgehältern hinausgeht, in Exchange Traded Funds (ETFs), also börsengehandelten Indexfonds, anzulegen.
Mit ETFs können Anleger ihr Geld bei vergleichsweise niedrigen Gebühren breit über unterschiedliche Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Immobilien streuen.
Bereits jetzt schon investieren in Deutschland Privatanleger mehr in ETFs als in anderen europäischen Ländern.
ETFs bilden Börsenindizes nach und eignen sich für alle Anleger, die keine Lust haben, sich mit Wertpapieren, Fondsmanagement und Anlagestrategien zu befassen.
Manuel Kayl, ETF-Experte von Finanztip, sagt über ETFs:
„Wesentliche Vorteile von ETFs sind geringe Kosten und Transparenz des Produkts.“
Eine gute Adresse fürs Fondssparen mit Indexfonds (ETFs) sind Direktbanken. Sie bieten Sparpläne unter anderem auf ETFs an. Meist gibt es das Depotkonto kostenlos dazu, was die Kosten eines Sparplans zusätzlich senkt.
Bei vielen Direktbanken finden Anleger Sparpläne mit Indexfonds auf den MSCI World Index ganz ohne Nebenkosten.
ETFs auf den MSCI World Index sind unter anderem deshalb empfehlenswert, weil Anleger mit nur einer Investition über 1.600 verschiedene Unternehmen aus 23 Industrienationen kaufen.
Damit hat man von Beginn an eine solide Risikostreuung.
So sagt Rolf J. Daxhammer, Professor für Behavioral Finance, über ETFs:
„ETFs sind eine kostengünstige Möglichkeit, breit über viele Märkte hinweg weltweit in unterschiedliche Aktienindizes zu investieren.“
ETF Sparpläne als Königsweg des Fondssparens
ETFs haben nicht das Ziel, besser zu sein, sondern nur genauso gut zu sein wie ihr jeweiliger Index. Das aber schaffen sie zu niedrigen Kosten.
Deshalb lassen sich mit ETFs gute und ansehnliche Renditen bei niedrigen Kosten und einer hohen Flexibilität erzielen.
Der MSCI World Index hat in den letzten 44 Jahren immerhin im Schnitt eine Wertentwicklung von 7,4 Prozent hingelegt. Und das trotz geplatzter Dotcom-Blase und Finanzkrise.
Zudem haben sie gegenüber klassischen Fonds den Vorteil, dass sie keinen Ausgabeaufschlag kosten und die jährlichen Verwaltungsgebühren im Schnitt nur 0,4 Prozent des Fondsvermögens betragen.
Ein Instrument, das sich für fast jeden Sparer eignet, der jeden Monat etwas zur Seite legen möchte, sind Sparpläne auf Basis von ETFs.
Diese ETF Sparpläne sind gerade auch etwas für Anleger, die keine dicke Brieftasche haben. Bei einigen Direktbanken kann man bereits von 25 Euro aufwärts an in einen solchen Sparplan einsteigen. Lest zu den Vorteilen von ETF Sparplänen bitte auch diesen Artikel von Fräulein Zaster.
Dabei kann man seine Sparrate jederzeit an veränderte Einkommensverhältnisse anpassen und bei Bedarf auch einmal aussetzen. Zusätzlich kann man jederzeit über sein angespartes Kapital verfügen.
Die meisten Direktbanken haben kostenlose Sparplanangebote, bei denen nicht einmal die sonst üblichen Ordergebühren anfallen.
Billiger kommt man nicht an ETFs.
ETFs bergen auch Risiken
Mit einem Investment in ETFs auf den MSCI World Index gehen Anleger jedoch auch Risiken ein. Und zwar die Risiken, die mit dem weltweiten Aktienmarkt generell verbunden sind:
Man sollte das Risiko nicht klein reden, denn in seinen schlimmsten Zeiten war der MSCI World schon mal 40 bis 50 Prozent von vorherigen Höchstständen entfernt. Doch er hat sich wieder erholt.
Nur wer das im Zweifelsfall aushalten kann, ist als Anleger bei Aktien und Aktien-ETFs richtig. Derjenige weiß dann, dass er Marktschwankungen einfach nur aussitzen muss.
Deshalb sollte man das Geld, dass man in Aktien-ETFs steckt, auch längere Zeit entbehren können und nicht kurzfristig brauchen.
Ideal ist ein langfristiges Sparziel, wie zum Beispiel der Aufbau einer privaten Altersvorsorge oder das Sparen für die finanzielle Freiheit.
Fazit
In der aktuellen Niedrigzinsphase kommt man mit sicherheitsorientierten Geldanlagen nicht weit. Ein gewisses Risiko sollten Anleger schon bereit sein einzugehen.
Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) sind dabei das Mittel der Wahl. Sie bilden einen ganzen Markt ab und man streut als Anleger stets sein Risiko breit. Dabei sind sie einfach, transparent und kostengünstig (ETF).
Zum Beispiel kommt für Anleger, die nur einen ETF kaufen möchten, ein Fonds auf den MSCI World Index infrage, der sehr viele verschiedene Unternehmen aus einer zweistelligen Anzahl an Ländern enthält.
Dabei sind für Anleger, die regelmäßig Geld zurücklegen möchten, vor allem ETF Sparpläne geeignet, mit denen man zum Teil ganz ohne Kosten Indexfonds erwerben kann.
Über den Autor
Dr. Jürgen Nawatzki ist Diplom-Kaufmann und war früher Finanzberater bei MLP, bevor er seine Liebe zum Schreiben entdeckte. Inzwischen ist er zusätzlich ausgebildeter Journalist und betreibt den Blog ETF-Blog.com, wo es um die Vor- und Nachteile börsengehandelter Indexfonds bzw. Exchange Traded Funds (ETFs) geht.
Vielen Dank für die gut zusammengefassten Infos und Tipps. Auch wenn meine eigenen ETFs gerade eher im roten Bereich liegen – ich habe erst diesen Sommer angefangen in ETFs zu investieren, so bin ich doch guter Dinge, dass sie in einiger Zeit alle grün sein werden. Was ich allerdings schon schwierig finde, ist den richtigen ETF aus der Fülle von ETFs auszuwählen. Ich hoffe, dass ich nach reichlich Recherche, die richtigen ausgewählt habe.
Tschüß Gisela
Ich hab gerade das gleiche Problem. Bin auf der Suche nach dem für mich richtigen MSCI World-ETF und bin etwas reizüberflutet bei der gigantischen Auswahl. Ich hab noch wenig Gefühl für Begriffe wie Swap, replizierend usw.
Hallo Alexandra,
die Entscheidung, welcher MSCI World-ETF denn nun zu kaufen sei, ist ziemliche Geschmackssache und wird vermutlich relativ wenig Einfluss auf den Anlageerfolg haben. Da sind andere Dinge wie zum Beispiel die Sparrate deutlich wichtiger. Ob jetzt nun 0,2% oder 0,4% Kosten entstehen, macht nicht den Unterschied. Wenn Du Dich mit Begriffen wie Swap, Wertpapierleihe oder Replikationsart herumschlagen willst, wirst Du meiner bescheidenen Meinung nach beim Finanzwesir und/oder Zendepot bestmöglichst aufgeklärt. Wenn Du dann weißt, was das jeweils ist, wird Dir (wie vermutlich den meisten anderen) ebensowenig klar sein, wo nun ein potentiell kleineres Risiko schlummert: Bei der Wertpapierleihe oder beim Swap. Wirklich seriös wird Dir kaum ein Privatanleger da eine Antwort geben können. Vielfach wird hier nach Bauchgefühl für oder gegen die eine oder andere Art argumentiert.
Mein persönlicher Tip: Vermeide ausländische nicht-swapbasierte Thesaurierer (in dieser Kombination). Alles andere ist steuerlich ok und von den Kosten her nahezu vergleichbar.
Lieben Gruß
Dummerchen
Hallo Gisela,
nachdem das III. Quartal 2015 börsenmäßig weniger gut gelaufen ist, wollen wir jetzt auf die Herbstrallye hoffen. Vielleicht wird das letzte Quartal besser? Aber selbst wenn nicht – auf lange Sicht werden deine ETFs schon die zu erwartenden langfristigen Renditen der jeweiligen Anlageklasse (Aktien, Renten, Immobilien, Rohstoffe, Geldmarkt) bringen.
Und was die Auswahl angeht, kann ich dir nur beipflichten: Bei über 1.000 zugelassenen ETFs ist die Auswahl nicht einfach. Hier eine Empfehlung dazu:
1. Index aussuchen
2. Passenden ETF dazu mit der geringsten TER (Gesamtkostenquote) auswählen.
Ausführlich kannst du das auch hier nachlesen:
http://etf-blog.com/wie-sie-bei-der-auswahl-von-etfs-vorgehen/
Viele Grüße
Jürgen
Ja ETF´s sind ein gutes Tool, aber auch kein Wunderheilmittel, da große starre Firmen meist enthalten sind. Eine gute Übersicht von ETF´s mit Bewertung findet man auch hier: http://www.investresearch.net/etf-uebersicht/
Danke für den Link.
Mich würde noch interessieren, wo die Bewertungen (x/10) herkommen?
Nicht nur Dich. Sieht ziemlich willkürlich aus. Mir sind da auf jeden Fall viel zu viele Apostrophs unterwegs…
Justetf kennst Du sicher als mögliche Informationsquelle. Aber auch da gilt: Wenn Du wirklich sicher gehen willst, dass alle Angaben stimmen, dann schau abschließend vor einem Kauf auch nochmal auf der ETF-Anbieterseite nach, ob Domizil, Ausschüttungsart, etc. wirklich so wie angegeben sind.