Es Hack’t nach Art der Zombieprinzessin



Vorneweg sei gesagt: Ich liebe Fleisch. Ich bin auf dem Land groß geworden und weiß, wie das Huhn aussieht, dass später auf meinem Tisch landet – herrje, ich habe einen Tag vorher wahrscheinlich im Hinterhof mit dem Huhn gespielt.

Früher (Studienzeit) habe ich mehrmals jeden Tag Fleisch gegessen. Es war immer der Hauptbestandteil meiner Mahlzeit. Mit der Zeit hat sich das geändert, vor allem, als Herr Zaster in mein Leben getreten ist.

Herr Zaster schaut gerne Lebensmittelproduktion-Dokumentationen. Lasst mich euch sagen: Es bringt mich manchmal um den Verstand! Häufig hat er irgendwo irgendwas gelesen/gesehen, warum dieses oder jenes Lebensmittel nicht gut sein soll. Kein Rapsöl, keine Margarine, keine „Light“-Produkte, keine Geschmacksverstärker, kein Raffinade-Zucker, kein Fluorid-Salz. Früher oder später stimme ich ihm bei allen Auflagen zu, aber am Anfang ist es jedesmal erstmal eine Umstellung, die meine Kochaktivitäten einschränkt – und somit Quell meines Missmuts 😉

Wo ich ihm jedoch schnell recht gegeben habe, war was Fleischproduktion betrifft. Als ich klein war, gab es immer Fleisch vom benachbarten Bauern. Heute greift man im Supermarkt ins Kühlregal. Wie die Tiere gehalten wurden, will man in den meisten Fällen gar nicht wissen. Das soll jetzt aber kein Beitrag zu unzumutbarer Tierhaltung werden. Worauf ich hinaus will ist, dass wir mittlerweile relativ selten Fleisch essen und wenn wir mal welches kaufen, dann trägt es Bio-Siegel oder ist vom Fleischer unseres Vertrauens.

Kulinarische Köstlichkeiten nach Art der Zombieprinzessin

Vor einiger Zeit war ich bei meiner lieben Freundin zum Abendessen/Frauenabend eingeladen. Wir werden sie ab jetzt Zombieprinzessin nennen. Das ist übrigens positiv konnotiert und darin begründet, dass sie um Halloween Geburtstag hat und dann bei ihr immer große Zombie-Verkleidungs-Aktionen gestartet werden. Sehr blutig. Sehr unterhaltsam.

Jedenfalls verträgt Zombieprinzessin Fleisch nicht besonders gut –  welch Ironie. Als sie mir also an jenem besagten Abend Spaghetti Bolognese vorgesetzt hat, habe ich nicht schlecht gestaunt. Auf mein Fragen meinte sie, sie hätte Sojagranulat statt Hackfleisch verwendet. Schockschwerenot, mit Soja konnte man mich jagen. Natürlich hatte ich mir diese Meinung gebildet, ohne es jemals mal wirklich probiert zu haben. Gelinde gesagt war ich skeptisch, aber dieses Zeug ist bombe! Und all‘ die Gründe warum, kommen jetzt:

Zuallererst ist es absolut klasse, dass es nicht so schnell schlecht wird. Richtiges Hackfleisch muss direkt verarbeitet werden, Sojagranulat kann man im Vorratsschrank bunkern – immer gut.

Außerdem wären wir hier nicht bei Sauerkraut und Zaster, wenn das Ganze nicht auch einen kleinen finanziellen Vorteil hätte: Bio-Fleisch ist ziemlich teuer. 400g Bio-Hackfleisch kosten 4€ aufwärts. Eine Packung Sojagranulat kostet hingegen nur ca. 1,50€. Der Preis, die lange Haltbarkeit und die Tatsache, dass Sojagranulat klasse schmeckt und eine „originalfleischige“ Konsistenz hat, sind die Gründe, warum es mittlerweile fast kein Hack mehr in unseren vier Wänden gibt.

Sojagranulat sieht so aus:

Mein Favorit
Mein persönlicher Favorit.

und wird zur Verarbeitung eingeweicht. 150g Sojagranulat entsprechen dann vom Volumen und Gewicht her 500g Hackfleisch. Ich habe mittlerweile folgendes Rezept ausgearbeitet, wie ich es am liebsten mag:


Rezept Sojagranulat 

  • 400 ml heißes Wasser
  • 150 g Soja Schnetzel
  • 1 EL Tomatenmark
  • 1 EL Gemüsebrühe-Pulver
  • 2 EL Sojasauce

Heißes Wasser, Tomatemark, Gemüsebrühe-Pulver und Sojasauce miteinander verrühren, dann die Soja Schnetzel hinzu geben und vermischen. Das Ganze dann mindestens 10 Minuten quellen lassen. Im Anschluss kann das Sojagranulat wie Hackfleisch angebraten und weiterverarbeitet werden (gewürzt werden muss nicht mehr). Es wird beim Quellen nicht die ganze Flüssigkeit aufgesogen werden, aber beim Braten wird alles Überschüssige verdunsten.

Sollte man das Sojagranulat zum Beispiel für Frikadellen benötigen, dann wird die heiße-Wasser Version zu feucht dafür sein. In dem Fall muss man alle obenstehenden Zutaten 10 Minuten köcheln, dann den Topf vom Herd nehmen und 30 Minuten quellen lassen. Alle Flüssigkeit wurde dann aufgesogen und man kann das Granulat mit den Eiern, Semmelbröseln usw. zu Frikadellen oder beispielsweise einen Hackbraten formen.

Ich arbeite ungefähr ein mal die Woche mit Sojagranulat: Chili sin Carne, überbackene Enchiladas mit „Hack“-Füllung, Bolognese, Hackbraten, Frikadellen, Lasagne, gefüllte Paprikas, Kohlrouladen und und und…

Das einzige was nicht geht ist kleine Bällchen formen und die dann in einem Eintopf oder einer Sauce gar ziehen lassen. Da kann man so viel Eier rein schlagen, wie man will, die Dinger fallen auseinander. Was jedoch funktioniert ist die kleinen Bällchen vorher anzubraten und sie dann erst in die Suppe tun.


PS: Liebsten Gruß, liebe Zombieprinzessin. Dieser Beitrag ist dir gewidmet 🙂

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Der Privatier
8 Jahre zuvor

Hallo Pfennigfüchsin,

wie ich Deinem Beitrag entnehme, bist Du
a) lernfähig,
b) selbstkritisch und
c) offen für neue Gedanken

Drei Eigenschaften, die ich sehr mag und deshalb möchte ich ein paar (vielleicht gar nicht sooo neue) Gedanken mit Dir teilen, um Dir vielleicht gemeinsam mit Hrn. Zaster einen weiteren „Quell des Missmutes“ zu verschaffen:

Ich selber habe über 50 Jahre lang gerne Fleisch und Fisch gegessen und es fällt mir auch heute immer noch nicht leicht, wirklich konsequent zu sein – aber ich arbeite daran: Ich versuche, mich vegan zu ernähren.
Und das bedeutet, den Verzicht auch jegliche Tierprodukte. Leider ist dieses Thema sehr emotional besetzt und man macht sich in der Regel nur Feinde (oder erntet im besten Fall Unverständnis), aber ich meine, jeder sollte sich zumindest einmal Gedanken darüber machen.
Denn aufgrund der Berichterstattung in sämtlichen Medien, ja sogar im öffentlich/rechtlichen Fernsehen, in Büchern, in unzähligen Dokumentationen und Berichten im Internet sollten die unerträglichen Zustände, die mit der Produktion von Tierprodukten verbunden sind, inzwischen jedem klar sein.
Heute kann niemand allen Ernstes behaupten, er habe es nicht gewusst!
Natürlich kann man Augen und Ohren verschließen und am Besten gleich den ganzen Kopf in den Sand stecken. Denn kein normaler Mensch kann diese Bilder ertragen, die man von Massentierhaltungen, Legebatterien, Tiertransporten oder Schlachthöfen zu sehen bekommt.
Und dabei gibt es KEINEN vernünftigen Grund, warum der Mensch heutzutage Fleisch isst. Im Gegenteil:
* Ethische Gründe: Dürfen wir Tieren das Recht auf ein leidfreies Leben nehmen?
* Ökologische Gründe: Der Anbau von Tiernahrung verbraucht ca. die 10mal so viel Ressourcen, wie pflanzliche Nahrung.
* Politische Gründe: Mehr als 800 Millionen Menschen leiden weltweit an Hunger. Entwicklungsländer, könnten ihr Essen selber anbauen, anstatt es ihren Tieren zu geben, deren Fleisch in andere Länder exportiert wird.
* Gesundheitliche Gründe: Die meisten Zivilisationserkrankungen wie Herzkreislauferkrankungen und Krebs hängen erwiesenermaßen mit Fleischverzehr zusammen. Ganz bekannt ist die „China-Studie“, aber inzwischen werden immer mehr Studien dazu veröffentlicht.
* Genuss: Genuss hat auch viel mit Gewohnheit zu tun! Die meisten Veganer verspüren eine größere Energie und Frische nach dem Essen, im Gegensatz zu einer bleiernen Schwere und Müdigkeit nach einem Fleisch-Mahl.
* Kosten: Wenn man einmal von einigen industriell hergestellten Fleisch-Ersatz-Produkten absieht, ist eine Fleischlose Ernährung in der Regel preiswerter und kann sogar noch teilweise in Eigenregie angebaut werden.

Ich würde mir wünschen, dass Du (gemeinsam mit Hrn. Zaster) einfach mal darüber nachdenkst und beim nächsten Mal, wenn Du im Supermarkt oder auf der Speisekarte das Wort „Lamm-Kotelett“ liest, Dir ein vor Lebensfreude auf einer Wiese herumspringendes, kleines Lämmchen vorstellst…

Okay – nun habe ich Dir wohl genug Quellen des Missmutes verschafft und mir selber eine Menge Feinde.
Egal – es ist nur eine Anregung zum Nachdenken. Mehr nicht.

Gruß, Der Privatier

JustDoIt2
JustDoIt2
8 Jahre zuvor
Reply to  Der Privatier

Ich bin bekennender Fleischesser, denke allerdings auch immer wieder über Sinn und Unsinn des Massenkonsums von Fleisch nach. Der Beitrag vom Privatier lässt – anders als Aussagen „militanter“ Veganer – auch dem Fleischesser einen gewissen Raum und regt mich tatsächlich zum Nachdenken an. Das mit den Feinden hat sicherlich auch seine Relevanz. Es ist ein sehr stark polarisierendes Thema und da verhärten die Fronten schnell bis zur Anfeindung. Wie gesagt: Auf diesem Level kann ich mich damit auseinandersetzen.

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[…] liebe Zombiprinzessin, mit dem klangvollen Realnamen Patrizia, ist der schwierigen Aufgabe nachgegangen mir „ein […]