Besondere Momente? Unbezahlbar!
Wie man sich vielleicht denken kann, bin ich niemand, der viel Käffchen trinken geht. Wenn ich also wie neulich gefragt werde, ob ich Lust habe mich auf einen Kaffee bei Starbucks zu treffen, bin ich häufig versucht einfach eine Ausrede zu erfinden, warum ich da nicht hin will. Der tatsächliche Grund, dass ich es verrückt finde ca. 4€ für einen Kaffee auszugeben, würde in den meisten Fällen bestenfalls auf Unverständnis stoßen. Woraufhin ich mich genötigt fühlte, mich zu erklären. Woraufhin die Finanzkiste der Pandora geöffnet würde. Woraufhin ich mal wieder eines dieser Gespräche führen müsste, wo man das Gefühl bekommt, dass ein amphibiöses und ein insektoides Wesen versuchen miteinander zu kommunizieren – ein für alle Parteien meist frustrierendes Unterfangen.
Ein geflügelter Spruch, den man häufiger im Zusammenhang mit solchen Freizeitgestaltungen zu hören bekommt, ist „Man gönnt sich ja sonst nichts!“
Bei Starbucks einen Kaffee trinken gehen ist nichts besonderes.
Es ist kein Ereignis, dass man sich „mal gönnt“. Es ist ein Kaffee. Für 4€. Und so ziemlich jeder Kaffeetrinker kann sich seinen Kaffee auch zu Hause machen. Kaffee ist keine besondere Mangelware, Schlaraffenland sei Dank.
Ein netter Nachmittag in Gesellschaft einer netten Person hat zwar definitiv das Potential etwas Besonderes zu werden, wahrscheinlicher ist jedoch, dass ein Besuch im Cafe, in welcher Gesellschaft auch immer, in der Erinnerung genau das bleibt: Einfach nur einer von Dutzenden, vielleicht sogar Hunderten von Besuchen im Cafe.
Besondere Momente und bewusst leben
Herr Zaster und ich haben Zugang zu einem Schrebergarten. Vor einigen Wochen, an einem der ersten Tage in diesem Jahr, der die 30° geknackt hatte, waren wir beide mal wieder dort um Rumzuwerkeln. Also genau genommen hat Herr Zaster rumgewerkelt und ich habe auf einer Liege im Schatten gesessen, meine Füße in einen Eimer kaltes Wasser gehalten und versucht mich möglichst wenig zu bewegen. Kein Mensch außer uns war dort. Es war heiß, es war schwül.
Gegen frühen Abend machte Herr Zaster den Vorschlag, dass wird doch grillen könnten. Allein der Gedanke trieb mir neuen Schweiß auf die Stirn. Außerdem Grillen? Nur zu zweit? Das kannte ich nicht. Der Aufwand einen Grill anzufeuern lohnte sich in meinen Augen nur dann, wenn man eine Horde Freunde dazu einlud. Weil ich ihm die Vorfreude jedoch ansehen konnte, willigte ich nach kurzem Zögern ein.
Während er also schon einmal den kleinen Grill anmachte, fuhr ich auf dem Rad schnell etwas Fleisch und Gemüse holen. Bis alles organisiert war, hatte es sich abgekühlt. Wir grillten unsere zwei Steaks auf einem Mini-Holzkohlegrill, tranken Wein, lachten und genossen die Ruhe in
einer sonst immer gut besuchten Gartenkolonie. Es war ein ziemlich perfekter Abend.
Warum erzähle ich das jetzt?
Wir hätten genau die gleichen Gespräche mit genauso viel Lachen in einem Starbucks führen können. Aber das hätte sich nicht so in mein Gedächtnis gebrannt. Das Besondere war, dass wir etwas für uns Außergewöhnliches gemacht haben. Grillen bei Hitze hatte ich mir eher anstrengend vorgestellt. Umso mehr Spaß hatte ich dabei, als ich mich einfach mal darauf einließ.
Man kann alles Geld der Welt ausgeben, um sich die Zeit zu vertreiben. Man kann aber auch einen gewöhnlichen Tag in einen ungewöhnlichen verwandeln, indem man etwas Neues versucht. Seine Komfortzone verlässt. Bewusst lebt. Und dann vielleicht sogar merkt, dass besondere Momente unbezahlbar sind.
Du hast den sommerlichen Genussmoment in dem sehr animierenden Artikel perfekt auf den Punkt gebracht.
Und das ist wirklich das Wichtigste im Leben. Schließlich sind solche Erinnerungen mehr wert als das ganze Ersparte auf dem Konto. Bei Starbucks überteuerten Kaffee trinken gehört aber definitv nicht dazu. (in der Schweiz kostet der sogar 10 €) Sondern eher eine Reise in fremde Kulturen und Länder.
Deshalb könnte ich jetzt auch ketzerisch sagen, investiere mehr in solche Momente – nicht nur im günstigen Schrebergarten. 😉 Das fühlt sich besser an als das ganze Ersparte auf dem Konto zu horten. Ein fest definierter Teil meines Portfolios ist nämlich ausschließlich für die Nummer 1 meiner persönlichen Bucket List reserviert: eine monatelange Weltreise!
Viele Grüße
Daniel
PS: Ich habe aber trotzdem schon Starbucks-Hopping am anderen Ende der Welt betrieben. Teilweise hat das Unternehmen nämlich echt geile Standorte. Da sehe ich das dann nicht so verbissen wie Du 😉
Wer sagt, dass meine Urlaube im Schrebergarten stattfinden? 😉 Ende September geht es für drei Wochen nach Südafrika und im Frühling 2016 ist voraussichtlich Japan dran – Kirschblütenzeit…
Genau das meine ich ja: Sch**ß auf Coffee-to-go, bring dir dein Mittag zur Arbeit mit und es bleibt genug Kohle hängen, die man für Sachen, die einem wirklich wichtig sind, ausgeben kann.
PS: Eine monatelange Weltreise wäre wahrscheinlich nicht meins, ab vier Wochen Reisezeit bekomme ich Heimweh 😀 , aber kleinere Urlaube an exotische Orte sind traumhaft und mir persönlich wichtig.
Gut gekontert, Pfennigfüchsin 🙂 Südafrika und Japan muss ich auch unbedingt noch machen, das klingt echt verlockend.
Ich gehe übrigens auch jeden Mittag essen – und bereue nicht einen Cent 😉 Ich bin jeden Tag bis zu 12 Stunden unterwegs. Da bleibt nicht viel Zeit für Essen kochen und dann mitnehmen. Und den Mikrowellen-Kram muss ich nicht haben. Aber Dein Standpunkt ist absolut richtig!
Und zur Weltreise: Wenn Du einmal monatelang weg warst, kommst Du als anderer Mensch zurück. Aber das typisch Deutsche hat mir nach 6 Monaten auch echt gefehlt 😉
Zugegeben: Wir haben auf Arbeit eine Küche, die man nutzen kann. Da kann man sich dann auch direkt mal einen Salat schnippeln oder Nudeln kochen. Häufig schließe ich mich mit 1-2 Kollegen zusammen und wir machen dann reihum für uns alle etwas. Das fördert die Kollegialität genauso wie gemeinsam auswärts essen gehen. Das das allerdings nicht bei jedem Arbeitgeber möglich ist, ist klar.
Wenn allerdings irgendjemand auswärtiges Mittagessen nicht missen will, soll er das unbedingt tun. Who am I to judge? Jedem sind andere Dinge wichtig 🙂
Das plane ich auch: Öfter das Mittagessen mit in die Firma bringen. Oft reichen mir auch zwei Stullen zu mittag. Ich entwickle mir einen ewigen Speiseplan. Dann kann ich abends was machen, was ich tagsdrauf mit in die Firma machen kann. Ich habe ein Problem: Obwohl ich gerne koche, ist das ein wenig eingeschlafen in den letzten zwei Jahren. Ich war oft bei McDonald’s. Durch mehr Planung möchte ich 1. meine Anzahl der Einkäufe reduzieren, 2. das Geld für Lebensmittel reduzieren, 3. meinen Genuss erhöhen und 4. nebenbei auch noch gesünder essen. Ich diesem Monat habe ich 25 € für Lebensmittel ausgeben. 0 € fürs Auswärtsessen. 9 Tage vergangen, hochgerechnet käme ich auf 80 € für August. Ob ich das schaffe? Selbst 100 € wäre super.
Die Idee mit dem ewigen Speiseplan habe ich aus folgende Reportage: https://www.youtube.com/watch?v=26FNjJq4D6E
Ab 35:15. Eigentlich ist die gesamte Reportage sehenswert, auch weil lustig und bisweilen skurril. Als Freund der Musik Schönbergs, finde ich lustig, dass ausgerechnet das Ehepaar, das sich der Neuen Musik verschrieben hat, am normalsten daherkommt.
Eben, es sind die Momente. Ich habe hier
http://couponschneider.blogspot.de/2015/07/ich-spare-weil.html
erwähnt, dass mein Opa, den ich einmal im Jahr sah, enorm beeindruckt hat, einfach weil er mit mir gespielt hat. Kostenpunkt: nichts.
Selber etwas zubereiten ist ja auch so etwas. Ob es gelingt oder schief geht… In jedem Falle hat man Erinnerungen, man kann sich freuen oder darüber lachen. Starbucks? Alleine wenn ich schon die Schlange bei Starbucks sehe, bekomme ich Kopfschmerzen. Ein paar Meter weiter gibt’s bei uns am Bahnhof einen Segafredo. Ist einiges günstiger als Starbucks. Und die sollten nun wirklich Ahnung haben.
Starbucks ruiniert auch Kaffeekultur und -wissen. Wir hatten mal einen Praktikanten in der Firma, der sich jeden Morgen Starbucks-Kaffee mitbrachte. Dafür ist dann Geld da. Apple-Jünger war er auch. Er erzählte mir, Kaffee mit Milch wäre „Mokka“. Vielleicht meinte er auch „Mocha“, wie es ihn bei Starbucks gibt. Richtigen Mokka wie auf dem Balkan oder in der Türkei kannte er wohl gar nicht mehr. Oder italienischen Moka, wie ich ihn immer mache.
Moin,moin, die Starbucksaktien sind aber nicht schlecht. Genug davon und der Kaffee ist wieder köstlich.
P.S. Ich fahre für ein Starbuckskaffee sogar ein Umweg, aber ich glaube, das ist auch mein einziges Laster
Ich seh‘ schon. Die Kurse sind Immer schön monoton steigend. Aber mit einer Dividendenrendite von aktuell 1,38% fallen sie durch meinen Anforderungskatalog.
Grüße 🙂
Darum geht es im Leben. Spannung & Entspannung und vor allem das Leben ERLEBEN. Aus diesem Grund hat sich mal mein Spruch entwickelt: „Das (Er-) Leben findet schon vor der Rente statt. Also immer daran denken, dass man Zaster auch mal fliessen lässt und nicht nur fest auf nem Konto bunkert…Schön ist, wenn man immer die Wahl hat. Ich liebe Spitzen-Restaurants, aber eben auch die Möglichkeit irgendwo auf Felsen mit ner Flasche Rotwein zu sitzen (oder so zu grillen, wie Du es beschrieben hast) und zu denken…“Zum Glück muss ich jetzt nicht meine Etikette und Anzugsordnung wahren und kann hier ganz locker sitzen…“ Das einzige was ich bei Euch vermisse ist das SAUERKRAUT auf dem Tisch ;o)
Wie Rene schreibt, die Mischung machts. Man muss einen Mittelweg zwischen Ausgaben und Sparen finden.
Wir haben auch letzthin gegrillt, obwohl wir zu zweit sind und es 30 Grad hatte. Wir machen es immer so, dass ich den Grill anschüre und bis die Glut ausreicht, sitzen wir auf 2 alten Holzstühlen und zischen ein Corona rein. Nach dem Essen sitzen wir dann auf der Terrasse, die Füße hochgelegt, ein Glas Wein und vielleicht einen Absacker. Ab und an rauche ich dann eine Zigarre (auch wenn meine Frau etwas schimpft^^). Aber ich kann den Moment richtig genießen und denke mir, dass die ganze Welt mich gern haben kann. 🙂
Wir geben auch viel Geld für Urlaube aus. Ich will nicht alles auf die Lebenszeit verschieben, in der ich nicht mehr arbeiten MUSS.
Ich bekomme ja häufig den Vorwurf, ich sei geizig. Für einen Geizhals lebe ich dann aber ziemlich gut, da ich für mich entschieden habe, welche Angenehmlichkeiten ich mir gönne und welche nicht. Ich frühstücke gerade. Und weil schon das Kaffee-Thema haben: Ich gebe gerne einen Groschen mehr für gescheiten Kaffee aus. Ich kaufe seit kurzem ganze Bohnen (teurer als Pulver) und ich habe eine Handmühle und die veranschlagte über 60 €. Manche werden mich für verrückt halten, aber der Genuss ist viel höher, wenn man den Kaffee frisch mahlt. Und die Kosten für die Mühle sind ja einmalig. Entscheidend sind die laufenden Kosten. Und da liege ich mit meiner Art Kaffee zu trinken vergleichsweise günstiger. Viel günstiger als Starbucks. Im deutschen Starbucks war ich nie. Im amerikanischen schon… die haben wohl H-Milch verwendet. Ekelhaft. Selbst wenn man den sehr teuren Illy-Kaffee (aber sehr guten) kauft und zu Hause aufbrüht, kommt man auf Dauer günstiger weg als bei Starbucks. 250 g Illy gibt’s für 8 €. Bei Starbucks gibt’s dafür zwei Käffchen und man steht sich die Beine in den Bauch.
Noch ein Starbucks Kostverächter 🙂
Man wird ziemlich schnell als geizig abgestempelt, wenn man nicht mit dem Konsum-Strom schwimmt, sondern seine eigenen Priorität setzt. Ich habe da noch Glück gehabt, weil ich nur sehr wenige halbe Freunde habe, die mich für angeblich geiziges Verhalten verurteilen könnten, sondern hauptsächlich ausgewählte sehr gute Freunde. Wenn ich zu denen sage „Ich habe keine Lust auf Starbucks, komm lieber zu mir“ zucken die nicht mal mit der Wimper. Das hilft sehr.