Der schnelle Weg zum Reichtum – Meine skurrilste Geldgeschichte
Es gibt mal wieder eine Blog-Parade. Diesmal von Christina Kanese von Kanese Coaching mit dem Thema „Mein skurrilstes Erlebnis beim Geld und was ich daraus gelernt habe“.
Ich finde die Themenvorgabe so spannend, dass ich sehr gerne mitmache. Um die Vorgaben zu erfüllen, sind hier noch einmal meine Eckdaten vorneweg:
- Ich bin 27,
- Dipl.-Math.,
- in der freien Wirtschaft als Angestellte tätig
- und liege mit meinem Gehalt knapp über dem deutschen Durchschnitt.
Hier ist meine skurrilste Geldgeschichte. Das Ganze spielte, als ich noch ein Kind war und in einem Dorf lebte:
Ich war etwa 6 Jahre alt und es war Schützenfest. Für die Stadtmenschen: Schützenfest ist die Möglichkeit auf dem Land sozial akzeptiert auf Holz-Adler zu schießen und Bier zu trinken. Eigentlich eine nette Sache, aber ballern und trinken hat mich mit 6 Jahren natürlich noch nicht interessiert.
Wie praktisch Geld sein kann, habe ich aber schon damals verstanden. Mit Geld konnte ich mir die bunten, sauren Gummi-Tiere am Süßigkeiten-Wagen kaufen. Da stand ich also mit meiner gemischten Tüte und mampfte Weingummis, die mir die Zähne verklebten, gekauft von Geld, das ich mit Hundeblick aus den Rippen meiner Mama geleiert habe.
Neben mir stand meine Nachbarin und unterhielt sich mit ihrer Freundin:
„Und dann sah ich doch tatsächlich die Ecke eines 10-Mark-Scheins aus dem Schlamm rausragen. Blöderweise war er zerrissen.“
„Hast du ihn noch?“
„Ja, der liegt zu Hause.“
„Du kannst mit sowas zur Bank gehen, die tauschen den um.“
„Auch wenn ich er dreckig und kaputt ist?“
„Klar doch.“
Der Master-Plan
Was als nächstes zu tun ist, war mir total klar. Ich bin also nach Hause und suchte den 10-Mark-Schein raus, den ich vor ein paar Wochen von meiner Oma zugesteckt bekommen habe, und riss ihn fein säuberlich in 8 kleine Stücke.
Am nächsten Tag bin ich damit zu Bank. In meinem Dorf gab es keinen Supermarkt, keine Post, keine Kneipe, kein gar nichts. Aber eine kleine Bank-Filiale gab es und zu dieser brachte ich die Schnipsel. Der Plan war simpel und in meinen Augen unfehlbar: Ich bringe jeden Tag ein Stück vom 10-Mark-Schein zur Bank und der nette Herr hinter der Glasscheibe gibt mir einen ganzen 10-Mark-Schein dafür. So sollten 10 Mark zu 80 Mark werden. So viele Gummi-Tiere konnte ich gar nicht essen.
Ich kam mir ziemlich genial vor. Nur dass die Leute nicht schon vorher auf diese Idee gekommen sind, war mir schleierhaft. Aber hey, dann war ich halt eine irrsinnig kluge 6-jährige.
Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass ich kaum über den Tresen schauen konnte, als ich dem Mann meinen 10-Mark-Schnipsel durch die Sicherheitsscheibe reichte.
„Kann ich einen ganzen 10-Mark-Schein dafür haben?“
„Wo ist denn der Rest von dem Geld?“ frage er freundlich.
„Mmmmhh… Weiß ich nicht.“
„Ich kann dir nur einen neuen 10-Mark-Schein geben, wenn du mir die restlichen Teile bringst. Dann tausche ich ihn dir um.“
Verflucht. So war das nicht geplant. Vielleicht hatte ich meine Nachbarin falsch verstanden? Das Klügste war es jetzt die restlichen Schnipsel rauszurücken und den neuen Schein zu nehmen. Sonst konnte ich mir gar keine Süßigkeiten mehr kaufen. Das wäre fatal.
Zwei Tage später
Ich hatte meine 10 Mark wieder und die ganze Geschichte schon total vergessen. Süßigkeiten gab es auch. Der Drops war für mich gelutscht.
An dem Tag hatte jedoch mein Stiefvater von meiner kleinen Bank-Exkursion erfahren. Blöd, wenn man in einem Kaff wohnt, da bleibt nix geheim. Der Bänker wohnt fünf Straßen weiter und hat geplaudert. Er fand die ganze Geschichte ziemlich amüsant – mein Stiefvater nicht. Das hat einen gewaltigen Einlauf gegeben. Und Hausarrest. Und Süßigkeiten durfte ich mir auch eine ganze Weile nicht kaufen.
Was habe ich nun daraus gelernt?
Die wahrscheinlich wichtigste Nachricht überhaupt: Es gibt keine Abkürzung zum Reichtum!
Man kann versuchen die Leute zu bescheißen, aber für gewöhnlich fällt man damit auf die Nase. Man kann versuchen „Lücken im System“ zu finden, aber die gibt es nicht und wenn, hat diese schon jemand Klügeres entdeckt und ausgenutzt, worauf hin diese Lücken gestopft wurden.
Die einzige Möglichkeit an mehr Geld zu kommen, ist mehr zu verdienen oder weniger auszugeben. Das dauert. Das ist müßig. Aber das ist der einzige Weg. Jeder, der etwas anderes behauptet, lügt.
Tolle Geschichte mal wieder, Fräulein Zaster! Ich musste echt schmunzeln. Als Kind schon so einfallsreich. Da kann ich mit meiner Story nicht ganz mithalten 😉
Lieben Dank ^^
Ich stelle mir gerade die 6jährige Pfennigfüchsin vor, wie sie kaum über den Banktresen gucken kann und mit treuen Augen ein Achtel von einem 10-DM Schein wechseln will. Wie süß…!!
Mit fällt dabei (mal wieder) eine eigene Geschichte ein, bei der ich wohl einige wenige Jahre älter war. Vielleicht 8 oder 9 Jahre. Ich habe damals mit meiner ersten Freundin (wie süß…) selber Lose gebastelt und von Tür zu Tür gezogen, um diese zu verkaufen. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob wir auch Gewinne vorgesehen hatten. Aber schon nach dem wir die ersten drei Nieten verkauft hatten, hat uns dann doch der Mut verlassen und wir haben das einträgliche Geschäft wieder aufgegeben. Und den Erlös wahrscheinlich in Süßigkeiten investiert.
Aber auch über Deine Geldschein-Schnippelei habe ich früher schon mal nachgedacht (nur gedacht – nicht gemacht!):
Soweit ich weiß lautet die Regel, dass mehr als 50% eines beschädigten Scheines vorhanden bzw. restaurierbar sein müssen, damit er vollständig ersetzt wird. Wenn das wirklich stimmt, könnte ich mir eine Methode vorstellen, bei der man 2 gleiche Geldscheine in jeweils ca. 1/3 Stücke schneidet. Dann jeweils 2 dieser Drittel wieder zusammenklebt (ergibt mehr als 50%). Irgendwie müssen sich da drei beschädigte Geldscheine draus machen lassen, oder?
Warnung: Liebe Kinder – nicht nachmachen! Dies ist keine Aufforderung zu strafbaren Handlungen! Denn: „Wer Banknoten nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte sich verschafft und in Verkehr bringt, wird mit Zuchthaus nicht unter zwei Jahren bestraft.“ Also: Besser nicht !
Gruß, Der Privatier
Freundin? So mit Händchen halten? Ein kleiner Casanova 😀
Das mit der Drittelung finde ich sehr kreativ. Aber ich wette, dass es auch da eine Regelung geben wird, dass mindestens einer der vier Ränder intakt sein muss oder sowas.
Grüßele!
Gibt es. Die Regel lautet: Mehr als die Hälfte des Scheins und zusätzlich die vollständige Seriennummer (ich hatte das Thema damals auch gehabt 🙂
Nun haben wir also endlich die Lösung. War ja klar, dass es nicht so einfach, wie mit der Drittelung sein kann. 😉
Hallo Fräulein Zaster,
süße Geschichte.
mir fällt da eine meiner ersten Gelderfahrungen ein. Als ich 6 Jahre alt war und nun zur Schule ging, habe ich mein erstes Taschengeld von 50 Pfennig die Woche bekommen.
Auf dem Weg nach Hause kam ich immer bei einem Kiosk vorbei und habe mir 1 Süßigkeit gekauft die etwa 3-10 Pfennig gekostet hat.
Oft habe ich dem Johannis, so hieß der Trinkhallenbetreiber, ein paar Cent gegeben im Sinne von behalte es.
Als ich einmal kein Taschengeld mehr hatte, weil ich schon alles für Süßigkeiten ausgegeben hatte, bin ich wieder auf dem Weg nach Hause bei Johannes vorbei gekommen.
Diesmal sagte ich ihm, dass ich ihm immer so viel mehr gegeben habe, das er mir die Süßigkeit im Austausch so geben soll.
Leider war Johannis anderer Meinung und so ging ich ohne eine Süßigkeit und traurig nach Hause.
Mein trauriges Fazit: Vertraue niemandem wenn es um Geld geht.
Viele Grüße
Ric
Johannis war gemein. Klar könnte man auch argumentieren, dass ein Geschenk keine Gegenleistung erwarten sollte, aber man wird doch wohl einem Kind zumindest ein bisschen was an Süßigkeiten geben können, da fühle ich ganz mit dir 😉
Hallo junge Frau,
(in meinem Alter darf man das sagen^^), einfach köstlich und wunderbar geschrieben.
Vielleicht fällt mir auch eine Anekdote ein, dann mach ich da mal mit.
Viele Grüße
Alexander
Bin schon gespannt und Frau Kanese freut sich bestimmt auch 🙂
Hallo Alexandra,
vielen Dank für diesen schönen Beitrag. Als ich Deine letzten Zeilen gelesen hatte:
„Man kann versuchen die Leute zu bescheißen, aber für gewöhnlich fällt man damit auf die Nase.“
musste ich sofort an Versicherungsmakler denken. In meinen Augen bescheißen diese Leute im großen Stil, fallen damit aber nur sehr selten auf die Nase. Mir sind einige dieser Versicherungsmakler bekannt, die sehr viel Geld für das Verkaufen von Versicherungen verdienen, entsprechend gut geht es ihnen und auf die Nase fallen werden sie damit scheinbar auch nicht, da sich der deutsche Bürger mit einer Versicherung mehr in der Tasche gleich doppelt so wohl fühlt wie vorher.
Viele Grüße
FjodorForex
Naja, wenn die Leute sich letztendlich besser damit fühlen, haben Sie ja auch was davon. Viele sind halt bereit gutes Geld für ein Gefühl der Sicherheit zu bezahlen. Ich persönlich kann das auch nicht nachvollziehen und bin mir durchaus bewusst, dass Versicherungsverkäufer sich letztendlich für Angst-Mache bezahlen lassen. Aber wie gesagt: Man steckt halt nicht in Anderen drin 😉