Währungsrisiko? Bei meiner Anleihe bestimmt nicht!

Dank dieses Blogs freue ich mich richtig, wenn ich eine für mich neue Investment-Erkenntnis teilen kann. Ich habe heute also die wahrscheinlich fragwürdige Freude meine neuste „Ich-bin-so-blöd“-Depoterfahrung zu offenbaren. Learning by doing heißt häufig eben einfach nichts anderes, als aus Fehlern lernen – so für mich auch in diesem Fall.

Mein Depot und seine Anleihen

Mein Depot enthält genau zwei Anleihen. Ich habe zwar noch einen Renten-ETF, aber den zähle ich an dieser Stelle nicht mit, weil er als ETF natürlich nicht die gleichen Regeln, Kennzahlen, Werte und Eigenschaften, wie eine Anleihe hat bzw. erfüllt.  Meine Anleihen sind folgende:

Royal Bank of Scotland
ISIN: DE000A0E6C37
perpetual
5,25% Kupon
Währung: Euro

Rabobank
ISIN: XS0874794042
Restlaufzeit: 2,5 Jahre
4,71% Kupon
Währung: Mexican Peso 😀

Royal  Bank of Scotland war einer der ersten Werte, die ich mir ins Depot geholt habe. Jung und unerfahren, wie ich damals war, habe ich den Posten einfach Anton Geldsack – der Anleihen-Experte meines Vertrauens – nachgekauft. Zum Kaufzeitpunkt lag die Kuponrendite bei 5,5%, also etwas höher als der Kupon, da der Anleihen-Kurs etwas niedriger als 100% war.

Der Emittent der anderen Anleihe ist die Rabobank. Die Rabobank hat Dutzende Anleihen in unterschiedlichen Währungen emittiert. „Meine“ Anleihe“ läuft mit mexikanischer Währung. Warum ich mir die gekauft habe? Ganz einfach, ich war:

Blind vor Renditegeilheit

Zum Kaufzeitpunkt Anfang April lag die Kuponrendite nämlich bei über 10%. „Ganz schick eigentlich“, dachte ich mir damals und habe alle mahnenden Währungsrisiko-Aussagen in den Wind geschlagen. Währungsrisiko? Bei meiner Anleihe bestimmt nicht! Wo ein Währungsrisiko besteht, muss es auch eine Währungschance geben. Könnte ja auch sein, dass der EUR-MXN Währungskurs zu meinen Gusten verläuft, oder?

Hätte ich zu diesem Zeitpunkt einmal auf den entsprechenden Chart geschaut, hätte ich folgendes gesehen:

Der EUR-MXN Kurs ist in den Monaten Anfang 2015 fröhlich gefallen. Natürlich lehne ich mich jetzt ein wenig aus dem Fenster, wenn ich sage, man hätte sich denken können, dass das ein schlechter Zeitpunkt sein könnte, um eine MXN-Anleihe zu kaufen. Im Nachhinein ist man ja immer schlauer.

Ich bin mal so frei und nehme vorweg, wie die beiden Anleihen akutell in meinem Depot aussehen:


Man  beachte, dass die Royal Bank of Scotland-Anleihe dank Euro-Währung eine Runde Sache ist: Der Kurs zum Kaufzeitpunkt war 97,6%, der aktuelle Kurs ist glatt 100%, somit ist sowohl der Kurs der Anleihe, als  auch der Wert der Anleihe in meinem Depot um 2,4% gestiegen. Logisch. Nachvollziehbar. Alles Tutti.

Bei der Rabobank  lag der Kurs zum Kaufzeitpunkt bei 102,5%, der aktuelle Kurs ist 98,7%. Der Kurs der Anleihe ist also um 3,8% gesunken. Der Wert der Anleihe in meinem Depot ist jedoch satte 13,3% gesunken. Und woran liegt’s? Natürlich am Währungskurs:

Wann hatte ich mir die Anleihe nochmal ins Depot geholt? Ach ja: Anfang April. Seitdem ist der EUR-MXN Währungskurs um satte 15% zugunsten des Euros gestiegen. Das hat folgende Auswirkungen:

1. Durch den stärker gewordenen Euro, ist der Wert meiner Investition in die Anleihe, die ja in Mexican Pestos notiert, gesunken. Und das nicht zu knapp.

2. Der stärkere Euro schmälert mir zusätzlich auch noch meine Kupongewinne. Da die Anleihe monatliche Kuponzahlungen hat, kann man richtig schön nachvollziehen, wie das Währungsrisiko in diesem Fall seine volle Macht entfaltet:

  • April – 2,40€
  • Mai – 2,29€
  • Juni – 2,25€
  • Juli – 2,24€
  • August – 2,14€

Streng monoton fallende Kupon-Beträge sind nichts, was ich mir gewünscht hätte.

Dumm gelaufen! Und jetzt?

Die Frage aller Fragen ist für mich nun: Kann sich der Posten für mich überhaupt noch lohnen?

Ich bin 85€ in den Miesen,  ich bekomme monatlich  ca. 2,2€ an Kupons – Tendenz sinkend. Die Restlaufzeit beträgt noch 2,5 Jahre. Wenn alles so bleibt, werde ich, alle Kuponzahlungen zusammengenommen, nicht das aktuelle Minus ausgleichen können.

Was nun tun? Die zweieinhalb Jahre aussitzen und hoffen, dass der Euro vielleicht wieder stärker wird, also wie ich es am Liebsten mag: Buy and Hold? Oder aber die Arschbacken zusammenkneifen, verkaufen, mir die Wunden lecken und in Wertpapiere mit mehr Aussichtschancen investieren?

Das ist übrigens keine rethorische Frage. Ich freue mich über Tipps, denn ich habe wirklich keine Ahnung, was ich machen soll… Außer das Währungsrisiko bei Anleihen nicht noch einmal zu unterschätzen 😉

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
21 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Dummerchen
Dummerchen
9 Jahre zuvor

Hallo Fräulein Zaster,

ja, jeder macht mal Fehler in der Geldanlage – ich kenne das nur zu gut von meinen Anfängen. Was also tun? Zu allererst rate ich Dir dazu, die Vergangenheit völlig auszublenden. Was passiert ist, ist passiert. Irgendwann war der Kurs mal anders, irgendwann war der Wechselkurs mal anders. Dadurch sind (Buch-)Verluste entstanden. Das ist jetzt Vergangenheit und passiert. Abhaken!

Vergiss all das und betrachte nur das hier und jetzt: Du hast eine Fremdwährungsanleihe an Bord, die aktuell bei 544 Euro steht. Schwanken wird sowohl der Kurs bis zur Endfälligkeit als auch das Wechselkursverhältnis. Wohin die Reise beim mexikanischen Peso geht, weiß ich nicht und ich glaube auch nicht, dass dies ein anderer weiß, denn sonst ließe sich ziemlich gut damit Geld verdienen. So ist die Situation.

Nur eine Frage ist relevant: Würdest Du Dir heute diese Anleihe zu ihrem aktuellen Kurs kaufen?

* „Never ever!“ – Dann verkauf das Ding und hake es als Lehrgeld ab.
* „Aber sicher!“ – Dann behalte das Teilchen und warte ab, was am Ende dabei herausgekommen ist.

Sorry, abnehmen kann ich Dir das Problem nicht, aber vielleicht hilft Dir diese Sichtweise bei der Lösung des Problems weiter.

Lieben Gruß
Dummerchen

Romsdalen
9 Jahre zuvor

Der Punkt ist ja: das aktuelle Kursniveau spiegelt normalerweise die Erwartungshaltung des Marktes wieder. Wenn Du also glaubst, schlauer als der Markt zu sein, dann überleg dir ob es Sinn macht, die Anleihe zu halten. Ansonsten: weg damit und zukünftig eher in Anleihen ohne Wechselkursrisiko investieren.
Also zusammengefasst: ich stimme Dummerchen zu (auch wenn es komisch klingt…).

Akim
Akim
9 Jahre zuvor

Auf lange Sicht werten die Währungen von Schwellenländern seit Jahren ab 🙁
Im Augenblick ist die Stimmung und Entwicklung solcher Währungen, sehr schlecht.
Türkei, Brasilien, Russland, alles schwach gegen USD und EUR.
Vlt. ist das sogar ein Kontraindikator und es kommt besser als von der Mehrheit erwartet 🙂

Trotzdem, meiner Meinung nach stehen die 4% in keinem Verhältnis zu den Schwankungen der Währung.

Ich würde einen Verlust Punkt setzen, fällt der Wert der Anleihe in EUR unter diesen, mit Verlust verkaufen (und ruhig bleiben, wenn gerade dann der Peso wieder zulegt…)

Die andere Anleihe von der RBS ist eine Endlos Anleihe, die kann jährlich zurückgezahlt werden, muss aber nicht.
Auch exotisch und anstelle des Währungs- hat die ein anderes, nämlich ein „Langläufer“ Risiko.
Bist du dir dessen bewusst?

Selbstredend gibt es auch endlose Anleihen in Fremdwährungen 🙂

Oliver
Oliver
9 Jahre zuvor

Im wesentlichen ist schon alles gesagt. Währungsüberlegungen bei Währungen, die ich nicht einschätzen kann (kann man das überhaupt ?), finde ich schwierig. OK, das Ding hat einiges an Zinsen, aber durch die Entwicklung des Wechselkurses bist Du im Minus und sollte der Zustand so bleiben, dann wirst Du es bis zur Rückzahlung sein.

Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich die Anleihe verkaufen. Klar kannst Du noch glimpflich davon kommen. Aber mich würde die Anleihe in regelmäßigen Abständen beschäftigen und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie mich negativ beschäftigt. Von daher würde ich sie verkaufen und in was anderes investieren, was weniger Kopfzerbrechen macht. Anleihen gekoppelt mit fremden Währungen finde ich generell schwierig, da gerade der Ertrag in der heutigen Zeit nicht sonderlich hoch ist.

Anna
Anna
9 Jahre zuvor

Ach, lass die beiden laufen. Ich würde die von der RBS gut beobachten (hat doch keinen Fälligkeitstermin), die mex. Pesos kannst Du als Lehrgeld betrachten. Was da rauskommt weiß keiner.
Ich hatte mal zu DM-Zeiten in norweg. Kronen und südafrikanischen Rand investiert. War nicht der Brüller. Seitdem lasse ich die Finger von Fremdwährungen (ich war auch den Prozenten auf den Leim gegangen) .

Florian
9 Jahre zuvor

Gerade bei Anleihen, schielen die meisten auf hohe Kuponszahlungen und beachten oftmals nicht die anderen Gefahren, wie Bonitätsrisiko, Währungsrisiko, Kursrisiko etc…Sobald ein hoher Prozentsatz aufleuchtet wird man blind wie ein Huhn 😉

Es sind so typisch emotionale Reize, die den Stimulus bei den Deutschen anregt und die Rationalität ihrer Entscheidung verloren geht. Dasselbe gilt übrigens auch zum Thema „Steuern sparen“ . Hier werden die meisten Leute geködert und mit diesem Wort sotzusagen gefügig gemacht, von Vertretern der Bank oder Verischerung.

cashtom
cashtom
9 Jahre zuvor

war auch ein blindes huhn….habe meine apple anleihe mit 5% verlust schnell wieder rausgeschmissen……

Alexander
9 Jahre zuvor

Ich schließe mich dem ersten Kommentar von Dummerchen an. Wenn Du heute das Teil nicht mit der Kneifzange anfassen würdest, dann schmeiss es aus dem Depot. Kostet nur Zeit, Energie, Geld und Nerven. Die frei werdenden Mittel kannst Du gewinnbringend investieren und musst nicht hoffen, dass es vielleicht doch was wird mit dem Peso. Vergiss es und bereinige Dein Depot. So würde ich es machen und habe das ab und an auch schon durchgezogen.
Und der jetzige Verlust ist allemal verschmerzbar, da kann man (Frau) Verluste machen lernen, was sehr schwierig ist. Hängst Du erst mal mit 10.000 € oder mehr in den roten Zahlen, dann ist das Realisieren von Verlusten pure Folter.

Wegen Währungen allgemein sollte man schon vorsichtig sein. Ich habe mir gut überlegt, ob ich ein US-lastiges Depot aufbaue, ich gehe aber davon aus, dass der €/$ in einer relativ festen Spanne bleibt. Eine riesen Aufwertung des $ wird die USA nicht hinnehmen, einfach weil der Export zusammenbricht. Genauso würde Europe versuchen abzuwerten, wenn die Währung zu stark würde. Aber wen interessiert Mexiko, Südafrika usw.? Die spielen in der Weltwirtschaft keine so große Rolle, da kann alles passieren.

Blauer Max
Blauer Max
9 Jahre zuvor

Hallo,
die RBS – Anleihe habe ich auch. Sie hat derzeit eine überdurchschnittliche Verzinsung.
Bis wir in EU wieder Zinsen in dieser Höhe haben werden, dürfte eine Weile vergehen.
Ich sehe hier keinen Handlungsbedarf, behalte sie und freue mich über die hohen Zinsen.

Dummerchen
Dummerchen
9 Jahre zuvor

Hallo Fräulein Zaster,

den Verkauf halte ich demnach („würde die Anleihe … nicht noch einmal ins Depot holen“) dann auch für die richtige Entscheidung. Aber warum Du dies nach dieser Entscheidung nicht JETZT tun willst, erschließt sich mir nicht. So eine Entscheidung ist doch völlig unabhängig vom Minus im Depot oder der allgemeinen Stimmungslage am Aktienmarkt und eine andere Baustelle.

Weg das Ding – eine Sorge weniger…

Lieber Gruß
Dummerchen

Dummerchen
Dummerchen
9 Jahre zuvor

Ok. Dass Du Dich mit dem Anblick des Depots nicht quälen willst, könnte ich gerade noch durchgehen lassen ;-). Aber eigentlich solltest Du Dich doch freuen – schrieb nicht eine F.Z. aus B. vor gar nicht allzu langer Zeit: „Wertpapiere sind für mich keine risikoreiche Anlageform. Sollten die Kurse mal einbrechen, freue ich mich schon darauf günstig nachkaufen zu können.“ 😛

Aber so ist das mit dem ersten kleinen Mini-Crash – in der Theorie fühlt sich das immer ganz anders an als in der Praxis… Durchhalten!

Lieben Gruß
Dummerchen

Florian
9 Jahre zuvor

Erfahrungen machen dich ja schlauer 😉 Morgen kommt mein neuer Beitrag zum Montagscrash. Wie hattest du denn diesen aufgenommen. Ich arbeite ja bei einer unabhängigen Vermögensverwaltung mit wohlhabenden Kunden. Aber die Telefone haben geklingelt wie sonst wo. Selten erlebt so ein SELL-OFF. Wie hast du es empfunden ?

Anton @ finanzielle-freiheit-passives-einkommen.eu

Hallo Fräulein Zaster,
da ist man mal für 2,5 Wochen im Urlaub und schon sind die Tex-Mex Anleihen nichts mehr Wert. Als der „Anleihen-Experte Deines Vertrauens“ kann ich Dir (wie auch schon die anderen Leser) nur raten, Dich von dieser Anleihe zu trennen. Das FX-Risko bei Schwellenländer-Anleihen ist nun mal nicht zu unterschätzen. Konnte man im Frühsommer gut bei den Rubel-Anleihen beobachten … wer nach dem Crash beherzt zugegriffen hat (ich hab mich nicht getraut) konnte hier satte Gewinne einfahren … Fremdwährungs-Anleihen aus Schwellenländern habe ich dennoch als Beimischung im Depot jedoch in ETF Form – iShares Local Bond A1JB4Q (hier bin ich z.Z. auch 10 Prozent Landunter). Evtl. könntest Du das Geld aus dem Verkauf der Tex-Mex Anleihe ja in diesen Fonds stecken. Damit bleiben Dir die Fremdwährungs-Anleihen im Depot erhalten, jedoch auf einer viel breiteren Basis.
Viele Grüße
Anton

Max
Max
9 Jahre zuvor

Ich halte gerne einige Fremdwährungsanleihen, da ich nicht allzu viel Vertrauen in den Euro habe.

Allerdings suche ich mir Währungen aus, in die ich ein gewisses Vertrauen habe (AUD, CAD, CHF, NOK, NZD). Diese Währungen können gegenüber dem Euro natürlich auch sinken, jedoch nehme ich das in Kauf, denn ich sehe sie als Versicherung kombiniert mit ein wenig Glücksspiel :-). Diese Anleihen müssen von einem erstklassigen Emittenten sein, einen fixen Koupon haben und 2 bis 6 Jahre Laufzeit haben (am besten gestaffelt, so daß jedes Jahr etwas fällig wird). Rating sollte also möglichst AAA sein.

Ich würde die mexikanische Anleihe halten, bis sie ausläuft. Mit der Endlos-Anleihe hätte ich ein Problem, die würde ich innerhalb eines Jahres verkaufen.

Max
Max
9 Jahre zuvor

Mein Problem damit ist, daß sie niemal fällig wird und damit ausschliesslich über die Börse verkauft werden kann. Das ist mir suspekt.

Es ist ja ein Kredit und zu einem Kredit gehört für mich eine Fälligkeit, ansonsten wir der Kredit ja niemals zurückgezahlt.

Vielleicht ist mein Problem damit nur psychologischer Natur 🙂

Max
Max
9 Jahre zuvor

Ich hatte in der Antwort vorhin den wichtigsten Grund nicht erwähnt.
Bei Fälligkeit wird eine Anleihe immer zu 100% ausgezahlt, auch dann, wenn die Zinsen gestiegen sind.
Die Endlos Anleihe wird aber nie fällig.