Lebensmittel Spartipp 1: Reste, Reste, Reste!

Wenn es um Reste geht, werde ich philosophisch: Es kommt auf die innere Einstellung an, negative Gedanken provozieren negative Erlebnisse.

Das ist ein einleitender Satz meiner persönlichen Wohlfühl-Kochlektüre „Erlebnis Kochen, Manifest für eine Küche ohne Rezepte“ von Ursula Heinzelmann. Ihre Worte sprechen mir aus der Seele.

Aus alten Tomaten, die schon angestoßene Stellen haben, kann man ein fabelhaftes Bruschetta machen. Dann noch das Baguette vom Vortag in Olivenöl gebraten: Perfekt!

Wenn ich jetzt in meinen Kühlschrank blicke, dann steht dort unter anderem ein Topf gekochter Stangenbohnen von gestern Abend und mittlerweile erkaltetes Grillfleisch von unserer kleinen Grille gestern.

Der Anblick dieser Reste kann mich nun entweder nerven oder aber erfreuen. Es bedarf nur noch einer kleinen Zwiebel, etwas Essig, Öl, Salz, Pfeffer und einer Prise Zucker und fertig ist ein köstlicher Bohnensalat.

Fleisch-Überbleibsel sind die perfekte Basis für die Zubereitung eines Essens, das ansonsten wesentlich zeitaufwendiger geworden wäre. Ein paar Champignons und Zwiebelwürfel in Butter gebraten, ein Schuss Weißwein und Sahne dazu, Gewürze nach persönlichem Gusto, nach Bedarf mit Kartoffelstärke etwas andicken und dann nur noch das in Schnetzel geschnittene Grillfleisch darin warm ziehen lassen. Fertig ist die Mahlzeit. Dazu etwas frisches Brot und ein Glas Weißwein und schon sind die vormals vielleicht ungeliebten Reste zu einem Wohlfühl-Abendessen geworden.

Ein Reste-Essen schont also nicht nur den Geldbeutel und vermeidet verschwenderisches Wegwerfen, sondern kann mit der richtigen Einstellung zum wahren Hochgenuss werden.

Geliebte Tiefühltruhe, oh du meine vertrauteste Verbündete

Zu viele Kartoffeln gekocht? Ab in den Ofen mit ein paar in Butter geschwenkten Zwiebeln und als Topping Hähnchenbrust.

Ein Rest wird eigentlich erst dann zur unliebsamen Erscheinung, wenn er den dritten Tag in Folge serviert wird. Da kann der Eintopf noch so köstlich sein und mit jedem Aufwärmen noch besser werden.

Da ich meine Mahlzeiten für gewöhnlich mit viel Hingabe und sorgfältig gewählten Lebensmitteln zubereite, bin ich der Meinung, dass sie auch die wohlwollende Aufmerksamkeit bekommen sollten, die sie verdienen. Spätestens an Tag 3 ist aber auch meine „wohlwollende Aufmerksamkeit“ dahin.

Normalerweise friere ich also Mahlzeiten, die nicht umfunktioniert werden können oder sollen – wie zum Beispiel Suppen – direkt nach dem ersten Tag portionsweise ein. So haben sie die Möglichkeit nach einiger Zeit umso wirkungsvoller wieder auf den Speiseplan zu treten ohne dass  ich noch einen Handschlag dafür tun müsste.

Reste Rotation

Prinzipiell koche ich in größeren Mengen, denn wenn ich schon am Herd stehe, dann WILL ich auch Reste haben – so spare ich mir an einem anderen Tag einen guten Teil des Koch-Zeitaufwands. Wenn man keine Möglichkeit hat größere Mengen Lebensmittel einzufrieren, so kann man auch Reste Rotation betreiben:

Ich mache an Tag 1 einen Nudelauflauf. An Tag 2 gibt es Chili con/sin Carne. An Tag 3 erwärme ich die Reste des Nudelauflaufs vom ersten Tag und mache noch einen kleinen Salat dazu. Und am 4. Tag wird das Chili in Tortilla-Wraps gefüllt und dann im Ofen mit Käse überbacken. Zwei mal gekocht, vier mal gegessen. Voila!

Der Faktor Zeit

Als letzten Punkt möchte ich noch einmal gesondert auf den Faktor Zeit eingehen. Ich arbeite Vollzeit und wenn ich abends nach Hause komme, dann muss es schnell gehen. Fast Food ist für uns  jedoch keine Option.

Häufig mache ich abends einen gemischten Salat mit selbst angerührtem, frischen Joghurt-Dressing und wechselnden Toppings wie gebratenem Lachs oder Thunfisch und Ei.

Zur Abwechslung ist es aber auch toll eine Mahlzeit einfach aus dem Kühlschrank oder der Tiefkühle aufwärmen zu können. So hat man jeden Abend der Arbeitswoche ein schönes, selbst zubereitetes und gesundes Essen, ohne dass man zur Tiefkühlpizza greifen muss.

Und wenn dann Wochenende ist und man wieder Zeit hat, dann wird groß gekocht undneue „Reste-Produktion“ betrieben.

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Luke
Luke
8 Jahre zuvor

Wer Zeit hat und nicht all zu spießig ist kann das ganze mit Foodsharing auf die Spitze treiben. So habe ich es teilweise wähnend meines Studiums gemacht. Man meldet sich bei Foodsharing.de sowie der örtlichen Foodsharing Facebookgruppe an und wird dann von Supermärkten, Bäckereien, Restaurants etc. mit guten Lebensmitteln überhäuft.

ZombiePrinzessin
ZombiePrinzessin
8 Jahre zuvor

Bei uns wurde es früher auch klassisch so gemacht: mein Papa war der typische Resteverwerter und bekam die Überbleibsel vom Vortag mit zur Arbeit, während meine Mom etwas frisches (dann in größerer Portion) kochte, was sie und ich dann wieder zum Mittag aßen. Mein Vater saß dann in der Pause zwar oft alleine im Büro, aber sparte unmengen Geld, während seine Kollegen jeden Tag außer Haus aßen.

Übrigens gibt es ja eine wahre Flut an klassischen „Resteessen“ – ich denke da nur an Frikassee und Würzfleisch oder Kartoffeln und Bratkartoffeln usw.

Ex-Studentin
Ex-Studentin
8 Jahre zuvor

Ich kann mir gut vorstellen, dass Essengehen ganz schön ins Geld gehen kann. Z.B. 20×8€ sind ein anderes Kaliber als selbst Gekochtes oder günstiges Mensaessen. Als ich noch Studentin war, gab es in meiner Firma noch keine Kantine oder Vergleichbares. Da hab ich immer eine Dose Fertigessen (Bauerntopf, Gulasch, Ravioli und was es nicht alles gibt) für 2 Tage mitgenommen. Selbst kochen für die Arbeit mache ich maximal am Wochenende, da ich abends sonst eher der Brotesser bin.

Petra Wolff
8 Jahre zuvor

Oje, da wollte ich doch nur noch schnell ein wenig Blog lesen und dann so etwas Leckeres! Jetzt muss ich mich beherrschen, nicht an den Kühlschrank zu gehen 😉
Ich selbst halte es fast so wie Du. Wenn ich mir schon die Arbeit mit dem Kochen mache, dann muss es gleich für mehrere Mahlzeiten reichen. Da freut man sich doch dann später, wenn man das auftauen kann, wenn’s schnell gehen muss.

Leben mit Schicht
8 Jahre zuvor

Wenn man immer extra zuviel Kocht oder Vorkocht is das nicht nur Zeitsparend sondern auch Stromsparend. Find den Punkt auch wichtig, ich achte da auch drauf und Koche auch immer für mindestens drei Tage vor. Macht sich am Jahresende bei der Stromabrechnung dann auch bemerkbar da der Herd ja doch gut Strom zieht.
Zudem hole ich Tiefgefrorenes immer einen Tag vorher aus dem Gefrierschrank und lasse es im Kühlschrank auftauen, das verringert die Aufwärmzeit in der Microwelle natürlich enorm, und geschmacklich merkt man es auch.

Leben mit Schicht
8 Jahre zuvor

An die Sache mit der Kühlzelle hab ich garnich Gedacht^^ aber stimmt absolut das entlastet den Kühlschrank. Und vergessen tu ich’s auch oft das Zeug nen tag vorher ausm Kühlfach zu holen.

mafis
8 Jahre zuvor

Ein wenig Irre hier die Kommentare, aber gefällt mir. 😀

Finde es gut, wenn man die Reste gut verwertet. Meist kann man noch was gutes draus zaubern, wie du es gezeigt hast.

Bei mir gibt es aber fast keine Reste, da ich mein Essen recht gut durchplane. Darüber werde ich mal demnächst ein paar Worte im Blog los werden.

Ric
Ric
8 Jahre zuvor

Hi Fräulein Zaster,

das ist der richtige Weg! Sehr gut. Wenn man bedenkt, dass in Deutschland 21 % der Lebensmittel von Privathaushalten weg geworfen werden?!
Zusätzlich erzeugen die Endverbraucher „nur“ 40 % des Mülls. Die übrigen 60% entstehen schon früher bei der Verarbeitung in der Industrie und vorher beim Bauern. Ich erinnere nur an die EU-Verordnung mit den graden Gurken. So ein Schwachsinn.
Wenn man überlegt, dass wir auf der Erde mittlerweile über 7 Milliarden Menschen sind, wovon über 1 Milliarde Hunger leidet. Würden wir aufhören, die Dinge weg zu schmeißen, könnten wir ohne Probleme 9 oder 10 Milliarden Menschen ernähren.

Mal weiter gedacht, das Wachstum von allen Lebewesen läuft Exponentiell. Dazu ein Beispiel anhand von Bakterien. Ein Beispiel-Bakterium teilt sich alle 30 Minuten. Somit sind es nach 30 Minuten 2 Bakterien, nach 60 Minuten 4, nach 90 Minuten 8, nach 180 Minuten schon 64 und nach 12,5 Stunden sagenhafte 33.554.432. Die Exponentialfunktion.
Übertragen auf uns Menschen bedeutet dies, dass es 2050 wahrscheinlich schon 9,55 Millionen Menschen auf der Welt geben wird und im Jahr 2100 sind es 11,2 Milliarden (Schätzung UN).

Zurück zum Thema. Um 1 kg Fleisch zu produzieren benötigt man 16 kg Getreide!! Außerdem 1000 mal mehr Wasser für die Erzeugung von einem kg Fleisch als für die Erzeugung von einem kg Weizen.
Über 40 % der weltweiten Getreideernten werden somit für die Erzeugung von Fleisch verwendet. Zudem entstehen durch die Tierhaltung 50% mehr Treibhausgase als von allen PKW, LKW, Schiffen und Zügen zusammen. Würden die Menschen der Welt nur halb so viel Fleisch essen, könnten wir auch 12 oder 13 Milliarden Menschen auf der Welt ernähren.

Versteh mich nicht falsch. Ich bin kein Öko und esse selbst gerne Fleisch, aber wenn ich mich mit dem wegwerfen von Lebensmitteln beschäftige, sehe ich die Dinge gerne global.

Viele Grüße
Ric

Oliver
Oliver
8 Jahre zuvor
Reply to  Ric

Hallo Ric,

ich hasse es auch, Lebensmittel wegzuwerfen. Im Gegensatz zu Fräulein Zaster bin ich inzwischen so durchorganisiert, dass bei mir kaum Reste übrigbleiben. Ich finde es auch fatal, Lebensmittel wegzuschmeissen, wenn es genügend Leute gibt, denen es nicht so gut geht. Von daher ist die Resteverwertung durchaus sinnvoll und war früher absolut selbstverständlich. Da war der Wohlstand auch nicht so groß und es wurde auf einem Brot z.B. nur eine Wurstscheibe gelegt, weil das kostengünstig war. Kein Blödsinn, die Diskussion habe ich als Kind bei meinen Großeltern miterlebt. Da gabs dann auch den guten Sonntagsbraten nur am Sonntag.

Ein bisschen Sorgen machen mir deine Ausführungen zur Weltbevölkerung. Deinen Standpunkt nach weniger Fleisch aufgrund der rasant anwachsenden Bevölkerungsentwicklung einschränken liest man ja häufiger. Ehrlich gesagt wäre es mir stattdessen wohler, man würde aktiv gegen diese Bevölkerungsexplosion vorgehen. Wenn man mal in Indien z.B. in Mumbai war und durch dieses wahnsinnig überbevölkerte Land gereist ist, ist das für einen Europäer auf Dauer nur sehr schwer zu ertragen und wird sehr stressig. Ich denke, dass sich heute 95% aller Umweltprobleme aus dem ungezügelten Wachstum der Menschheit ableiten. OK, einen Massenmord sollten wir wohl nicht begehen. Aber wenn ich deinen Gedanken mit der Einschränkung weiterspinne, frage ich mich: Was machen wir denn, wenn wir bei 30 Milliarden angekommen sind? Da hilft uns meines Erachtens auch die Resteverwaltung nicht mehr. Ich esse zwar nicht täglich Fleisch, schränke mich aber aufgrund deiner Gedanken auch nicht sonderlich ein. Aber das ist ein weites Feld und ich denke, es wird uns erst bewusster, wenn es überall zu viele Menschen gibt. Nur mit Ernährungseinschränkung werden wir es wohl nicht lösen.