Warum ich privat beim Thema Finanzen meistens die Klappe halte und mir am liebsten die Füße in den Mund stecken würde, wenn ich doch mal was sage

Man redet nicht über Geld. Schon gar nicht, wenn man in einer Branche arbeitet, bei der die Gehälter so weit auseinander klaffen, wie in meiner. Ich arbeite als Junior Wichtel in einer mittelgroßen Firma. Kein Thema wird bei uns so heiß diskutiert wie die Größenordnung der nächsten Bonus-Runde, kein Thema so verschwiegen behandelt, wie das eigene Gehalt. Wenn man dann doch einmal hinter verriegelten Türen, natürlich nur gleichrangige Wichtel, nach ihrem Gehalt fragt, dann immer mit einem „wenn ich fragen darf“ oder einem „ohne dir zu nahe treten zu wollen“. Total behämmert. Ich habe mal von einer in Schweden lebenden Bekannten gehört, dass man dort das Gehalt seines Nachbarn oder Kollegen offiziell einsehen kann und somit keine Unfairness bei Gehältern entsteht. Frauen kriegen das gleiche wie Männer (leider immer noch nicht selbstverständlich), gleiche Positionen werden gleichwertig entgolten. Keine Ahnung, ob’s stimmt, aber wenn ja, find ich’s gut.

Lektion 1: Bloß nicht über das eigene Gehalt reden

Als frische Berufsanfängerin konnte ich die Klappe nicht halten, was mein Gehalt angeht. Ich hatte ein hartes Studium, das ich ziemlich gut abgeschlossen habe und bin wirklich zufrieden mit meinem Einstigesgehalt. Ich wollte meine Freude teilen. Lasst mich euch sagen: Was Geld angeht, kommt es niemals wie „Freude teilen“ rüber, sondern immer wie angeben. Als Reaktion gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder: „Joah, für ein Einstiegsgehalt ist das schon okay…“ (O-Ton von einem Überflieger-Kommilitonen, der bei McKinsey angefangen hat). Oder: „Nicht übel. Naja, dafür musstest du auch das langweilige Mathestudium durchziehen und musst jetzt dauernd Überstunden schieben…“ (was nicht mal stimmt, aber das will dein Gegenüber grade nicht hören, glaubt mir).

Lektion 2: Kein Konsument will hören, dass man ein erfülltes, tolles Leben führen kann, ohne viel Geld auszugeben

Ich habe meinen Lebensstandard seit meinem Studium nur wenig geändert, obwohl ich jetzt wesentlich mehr Geld zur Verfügung habe. Ich brauche kein Auto, weil ich in einer Großstadt lebe. Ich brauche keine neuen Klamotten, weil ich seitdem ich 14 bin die gleiche Kleidergröße trage und nichts mehr benötige –  mal von den obligatorischen neuen Socken abgesehen. Im Hause Zaster wird selbst gekocht und auswärts Essen versuche ich zu vermeiden (klappt momentan eher schlecht als recht). Ich brauche ungefähr 500€ zum Spielen plus Fixkosten und habe trotzdem (oder eher deswegen) manchmal das Gefühl, dass ich immer noch zu dekadent lebe. Als ich jedoch zu einem Kollegen meinte, dass es sehr gut möglich sei, von ca. 1.000€ (inkl. Miete und Essen und Leben und Spaß haben und…) im Monat zu leben, ohne dabei etwas zu vermissen, ist das auf sehr viel Ablehnung gestoßen. Genau genommen hatte ich das Gefühl, dass er sich von meiner Aussage geradezu angegriffen gefühlt hat.

Ich hatte eigentlich gar nicht vor eine große Diskussion loszutreten, aber genau das ist passiert. Er hat mir jeden einzelnen seiner Ausgaben aufgezählt, in der festen Überzeugung, dass er auf absolut nichts davon verzichten könnte. Zu allererst natürlich die Miete: Seine 120m² Wohnung teilt er sich mit seiner Freundin. Gelegen im Herzen unserer Stadt, liegt die Warmmiete bei über 2.000€. Er zahlt also allein für die Miete 1.000€! „Und damit“, so meinte er zu mir „ist deine Behauptung totaler Quatsch!“  Ich habe erwähnt, dass Herr Zaster und ich eine wunderschöne gemütliche 3 Zimmer Wohnung haben, in der wir uns sauwohl fühlen und wo mein Mietanteil nur 350€ beträgt. Dafür müssen wir jedoch ganze 15 Minuten mehr Fahrtweg mit Bus und Bahn zur Arbeit in Kauf nehmen und leben in einem sehr ruhigen Viertel unserer Stadt. Kollege: „Wie unerträglich, da kann man sich abends ja gar nicht in eine Bar setzen!“ – Machen wir sowieso nicht. Wir haben zu Hause unseren Wein und unser Bier für einen Bruchteil des Preises und mit dem Vorteil, dass wir im Bademantel auf unserer riesigen, gemütlichen Couch lungern können – Bademäntel sind leider nicht wirklich gern gesehen in teuren Szene-Bars.

So ging das noch eine gefühlte Ewigkeit weiter, querbeet durch Themen wie Mittagessen von zu Hause mitbringen vs. mittags auswärts mit Kollegen essen, Auto in der Großstadt vs. Bus und Bahn fahren, Einkaufen von Markenprodukten vs. No-Name Waren…

Insgesamt war der Gesprächsverlauf, als ob wir von zwei unterschiedlichen Planeten aus versuchten miteinander zu kommunizieren. Ich habe mich dann auch immer weiter zurückgenommen. Seit dieser Unterhaltung, versucht besagter Kollege immer mal wieder das Thema mit mir anzuschneiden und mich zu… ja, was genau eigentlich?… mich zu überzeugen oder zum Konsumenten zu bekehren? Es scheint jedenfalls nicht in sein Weltbild zu passen, dass er wahrscheinlich mehr als das doppelte verdient, jedoch alles ausgibt, und ich die Hälfte meines Einkommens zur Seite lege, ohne mich in irgendeiner Weise eingeschränkt zu fühlen.

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Finanzwesir
9 Jahre zuvor

War´s ein BWLer?
BWLer sind von der Venus und Mathematikerinnen/Naturwissenschaftler/Ingenieure vom Mars.

Mit BWLern und Juristen kann man praktisch nicht vernünftig reden. Die haben ihr eigenes Koordinatensystem in dem sich das Meiste entlang der Achsen Macht und Sozialprestige bewegt.
Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. 😉

Gruß
Finanzwesir

pfennigfuechsin
9 Jahre zuvor
Reply to  Finanzwesir

Ein BWL/Informatik Hybrid. Da er jedoch niemals im Sprücheshirt gesehen ward und eine goldene Armbanduhr trägt, fällt er eindeutig in den BWL-Kategorie. 😉

Grüße

Couponschneider
8 Jahre zuvor
Reply to  Finanzwesir

So ist es. Bei uns in der Firma ist es ähnlich. Da werden Smartphones nicht nach Sinnhaftigkeit verteilt, sondern nach Prestige. Als ich anfing, bekam ich einen Nokia-Boliden, den ich nie wollte. Es hätte meinetwegen auch ein 20 € teures Telefon sein dürfen, Hauptsache schön leicht. Obwohl verboten, steckt meine Firmen-SIM in meinem Dual-Sim-Smartphone, denn Smartphone ist schon einiges komfortabler. Adressbuch ist für mich die wichtigste Anwendung.

wirtschaftswaise
9 Jahre zuvor

Das mit Schweden stimmt. Ich glaube, das heißt „Jedermannsrecht“ o.ä.

pfennigfuechsin
9 Jahre zuvor

Hab’s natürlich gleich gegoogled:
http://de.wikipedia.org/wiki/Jedermannsrecht

Auch interessant, aber passt nicht so ganz. 😉

Wirtschaftswaise
9 Jahre zuvor

Oh ja – da geht es eher um ‚wildes campen‘ in der Natur (habe ich in Schweden vor vielen Jahren sogar mal gemacht!).

Zu dieser Auskunfts-Geschichte: ich habe mal einen Krimi der schwedischen Autorin Liza Marklund gelesen. Da ist eine Journalistin einfach so in ein Ministerium marschiert (und zwar nicht zu den üblichen Büro-Öffnungszeiten) und hat sofortige Einsicht in die Terminkalender eines Ministers aus mehreren vergangenen Jahren gefordert. Nach einer kurzen Wartezeit (Stunde oder so) wurden ihr die Originale gebracht, aus denen sie nach Herzenslust kopieren durfte.

Ich glaube, die meisten deutschen Politiker kriegen bei sowas Schnappatmung 😉

Anna
Anna
9 Jahre zuvor

Habe erst gestern Deinen Blog entdeckt, werden mich heute mal weiter damit beschäftigen.
Soweit ich weiß, kann man sogar die kompletten Steuererklärungen der Schweden einsehen.
Und: Es ist wirklich besser, der Kollege oder das Umfeld weiß nichts vom Kontostand.
Gruß
Anna

pfennigfuechsin
9 Jahre zuvor
Reply to  Anna

Willkommen Anna! 🙂
Ich habe mich mittlerweile auch ein wenig belesen, was Schweden angeht, und muss wirklich sagen, dass die uns um einiges Voraus sind. Wenn die nicht so viele Birken hätten, würde ich auswandern, bloß bin ich schrecklich allergisch 😀

Ja, das stimmt. So lange meine Kollegen diesen Blog nicht finden und auf meine Identität schließen, werden sie nichts von meinem Kontostand erfahren.

Daniel
9 Jahre zuvor

Liebe Pfennigfüchsin,

auch hier muss ich Dir sagen, dass Du wirklich interessante Artikel schreibst – mit vielen wichtigen Aspekten.

Ich komme als Marketing-Wichtel in der IT-Beratung aus derselben Branche und kann Deine Aussagen hier echt nachvollziehen. Deshalb halte ich zum Thema Geld auch im Job lieber meine Klappe.

Einen solchen Artikel habe ich auch in Planung, denn das Thema Geld und Finanzen wird immer totgeschwiegen. Deshalb legen so viele Leute ihr Geld ausschließlich aufs Tages- oder Festgeldkonto. Weil sie eben nicht darüber reden und auch kein Interesse am Thema Finanzen haben. Es geht immer nur um mein Haus, mein Auto, mein Rasenmäher.

Letztendlich war das auch der Grund, warum ich meinen Blog gegründet habe. Ich kann mir das Elend in der finanziellen Bildung nicht mehr anschauen. Deshalb bin ich auch froh, dass es Blogs wie Deinen oder den vom Finanzwesir gibt.

Heute morgen im Zug habe ich ein Gespräch neben mir ertragen müssen, wo folgendes behauptet wurde: „Zuerst habe ich bei der Selbstmordthese beim Flugzeugabsturz gedacht, das wäre eine Ausrede von Airbus, damit der Börsenkurs nicht abrutscht. Es geht ja heute da um so viel, da kann man sich so einen Flugzeugabsturz nicht leisten.“ Manchmal fällt man da wirklich vom Glauben ab, was die Leute aus Unwissenheit von sich geben. Ok, Airbus mauschelt auch, wie man letztes Jahr mit dem Aussagechaos von Enders & Co gesehen hat. Aber ich bezweifel, dass die Dame von so etwas jemals gehört hat bzw. wer Enders ist.

Wie dem auch sei: Danke für den Artikel. Er hat mich gleich dazu angeregt einen etwas längeren Artikel zu schrieben 😉 Und genau das ist ja das Ziel eines Blogartikels.

Viele Grüße
Daniel

pfennigfuechsin
9 Jahre zuvor
Reply to  Daniel

Das freut mich sehr! 🙂

Solchen Gesprächen wie dir im Zug begegnet man überall. Das eigentliche Problem ist, dass diese Leute einfach nichts anderes haben, worüber sie reden können. Wie viele Leute kennst du, die ein echtes Hobby haben, das sie mit Begeisterung pflegen und über das sie Gespräche mit Leidenschaft führen können? Wenn man sowas nicht hat, na dann müssen halt aktuelle Geschehen in Kombination mit schwammigen Halbwahrheiten verwurstet werden. Mit etwas Glück, hat das Gegenüber genauso wenig Ahnung, und man hat die Möglichkeit informiert und gebildet zu wirken.

Finanzrocker
9 Jahre zuvor

Du hast Recht: Mit den Themen Hobby und Leidenschaft wird es schwierig in meinem Bekanntenkreis, aber es gibt ein paar.

Mein größtes Hobby ist ja die (Rock)Musik und da lerne ich einige Leute kennen, die auch genauso leidenschaftlich darüber debattieren können. Aber es sind verhältnismäßig wenige.

Aber das Thema Finanzen ist eine ganz andere Hausnummer und da gibt es leider genug schwammige Halbwahrheiten, die von sehr vielen rausposaunt werden. Deswegen mag ich ja die vielen interessanten Blogs, wo man sich austauschen kann. So wie hier bei Deinem sehr eigenständigen Blog inklusive weiblichem Charme.

Couponschneider
9 Jahre zuvor
Reply to  Daniel

Das kenne ich auch. Ich habe einige Kollegen, die Vater geworden sind. Die tauschen sich aus über dieses und jenes, weil sie ja auch gleich ein Haus kaufen/bauen müssen.

Ich finde es schon komisch, wenn die sagen, dass man das brauche, bei einem Kind. Einem Säugling ist es völlig wurscht. Der braucht auch keinen Auslauf. Dafür würde ich keine kurzen Wege innerhalb der Stadt aufgeben und nach weiter draußen ziehen. Das erhöht ja auch die Kosten.

Und dann diskutieren die Bauherren untereinander. Worüber diskutieren die? Über die Hausvernetzung und welche Netzwerkkabel man am besten verlegt, also ein völlig randständiges Thema. Niemand von denen sprach über die Finanzierung, über die Eigenkapitalquote, was eigentlich interessanter wäre.

Ein anderer Kollege baut auch. Ich war der erste, der fragte, wie es mit der Finanzierung aussähe. Er hat noch nicht einmal Kinder, die er als Baugrund vorschieben konnte, sondern nur eine Freundin (keine Ehefrau), die noch studiert und keine Garantie auf eine Anstellung vor Ort hat. Da könnte man schon mal fragen, warum er sich überhaupt in dieses Abenteuer wage. Ich fragte nach Eigenkaptial: 40000 €. Kredit bei 200000 €. Für die Tilgung will er über 20 Jahre aufbringen. Dabei bekommt er mehr Gehalt als ich.

Und das sind ja nur Kosten für den Bau. Das Haus hat Zimmer und in die Zimmer gehören Möbel. Die kosten auch noch Geld. Sein Arbeitsweg verlängert sich erheblich; es wird viel umständlicher. Seine Freundin braucht auch länger zu ihrer Anstalt.

Finanzieller Analphabetismus par excellence.

Couponschneider
9 Jahre zuvor

Ich glaube, viele Leute sind einfach „Konsumidioten“. Die Ausgaben werden nicht kontrolliert. Ich war immer schon genügsam. Ich ernte immer wieder erstaunen, wenn ich sage, dass ich ohne Bafög auskam und schuldenfrei aus dem Studium kam. „Reiche Eltern“ erntet man als Kommentar. Die Wahrheit ist, dass mein Vater während meines Studiums arbeitslos war und meine Mutter schon längst tot. Ich habe die regelmäßigen Einnahmen aus Halbwaisenrente und Kindergeld einfach sinnvoll eingesetzt. Kindergeldansprüche hat jeder und die Halbwaisenrente war ohne nur Ersatz. Eine lebende Mutter hätte mich finanziell besser unterstützen können. Ich hatte Ersparnisse aus meiner Bundeswehrzeit (9 Monate Wehrpflicht) und während des Studiums hatte ich einen Hiwi-Job.

Da ich weder rauche noch trinke, habe ich schon einmal zwei kostspielige Angelegenheiten nicht. Ich lege auch keinen großen Wert auf einen fahrbaren Untersatz.

Viele Leute verdaddeln ihr Geld einfach für irgendwelchen Unsinn. Ich sehe das bei mir in der Firma, wenn sich die Kollegen Pakete kommen lassen. Das x-te Paar Schuhe und viele Sachen neu. Es gibt einen sehr guten Gebrauchtmarkt für Bücher. Ich bin der einzige bei uns, der gebrauchte Bücher kauft.

Finanzrocker
9 Jahre zuvor

Dem Kommentar kann ich nur das Ausrufezeichen hinzufügen! Das ging und geht mir wirklich genauso!

pfennigfuechsin
9 Jahre zuvor

Dabei kann man gerade bei gebrauchten Büchern ein Vermögen sparen. Ich kaufe und verkaufe meine Bücher über Booklooker. Eine sehr schöne Seite, wo ich bis jetzt immer alles gefunden habe, was ich suche.

Zu dem Rest kann ich dir nur zustimmen. Leider habe ich persönlich die volle Laufzeit Bafög Höchstsatz genossen. Da ich vor einigen Jahren noch andere Ansichten hatte und definitiv zu den Konsumidioten gezählt hätte, habe ich auch nichts von meinem Bafög beiseite gelegt. Mehr als genug wäre da gewesen, aber nun ja. Jetzt brauche ich dem verprassten Zaster auch nicht mehr hinterher weinen 🙂
Respekt, für alle Studenten, die ihr gesamtes Studium finanziell auf eigenen Schultern tragen. Ich war da noch zu klein und doof.

Pete
Pete
9 Jahre zuvor

Hallo Pfennigfuechsin,
magst du mal einen Artikel zu booklooker und ähnlichen Seiten schreiben? Habe nämlich auch einige Bücher die ich gerne wieder los werden würde. Wäre interessant zu wissen, welche Erfahrungen/Möglichkeiten es da so gibt.

pfennigfuechsin
9 Jahre zuvor
Reply to  Pete

Klar, mache ich gerne. Ich habe ab morgen Urlaub und komme dann endlich wieder zum schreiben. 🙂

Alexander
9 Jahre zuvor

Mein Studium hat meine Frau finanziert 🙂

Tja, bei uns Deutschen ist es nun mal so, über Geld spricht man nicht.
Es gab auch lange Diskussionen mit meiner Frau, als ich meinen Blog aufstellte, ob ich die reale Depotentwicklung ins Netz stelle. Aber letztendlich sehe ich kein Problem. Die Arbeitskollegen und Bekannten surfen eh nicht nach solchen Themen und der Rest der Welt kennt mich nicht 😉
Ich habe sogar einigen ausgesuchten Bekannten meinen Blog gezeigt. Reaktion: Unverständnis, Neid, dumme Sprüche. Eben so, wie man es (leider) erwartet.
Seit September 2014 haben wir unser Haus abbezahlt und sind schuldenfrei. Genau genommen, will niemand so etwas hören. Keiner sagte: „Toll, klasse, prima – ich freu mich für euch.“ Eher Kommentare: „Na geht’s euch ja besser als uns“, „Sind wir auch bald, dann können wir auch ein neues Auto kaufen.“

Folglich rede ich über Finanzen nur noch mit einer Kollegin (die interessiert sich wirklich) und in den Blogs. Ehrlich gesagt, sind mir diese Leute inzwischen relativ egal. Wenn ich meine Dividenden erhalte oder ein gutes Geschäft mache, dann freue ich mich. Komischerweise gehöre ich auch zu der seltenen Spezie, die anderen ihre Erfolge gönnt, denn oft steckt auch viel Arbeit dahinter, die man nicht sieht.

So freue ich mich auch für die Blog-Erstellerin und über jeden Schritt, der sie im Wissen und auch finanziell weiterbringt.

LG und Frohe Ostern

Fruchtwein
9 Jahre zuvor
Reply to  Alexander

Ja, das alte Lied.
Es scheint zu den neuen deutschen Tugenden zu gehören, anderen Menschen den (finanziellen) Erfolg zu missgönnen. Mittlerweile halte ich mich auf Arbeit auch stark zurück – eine Kollegin investiert ebenfalls stark und mit ihr diskutiere ich gerne über Entscheidungen und Hintergründe, aber der Rest ist immer nur am Verwünschen. „Du verbrennst Dir doch die Finger.“, „Du wirst schon sehen, was Du davon hast!“, „Lass den Mit doch.“ und das sind nur die harmlosen Sprüche…

Ein Hoch auf die Anonymität im Internet – wenn man Sprüche wie „Hängt die Spekulanten“ hört, und die Ausrufer zählen auch uns Buy & Hold Fans dazu, kann einem nur noch schlecht werden.

Die Stimmung und auch die Moralvorstellung in der alten Heimat bestärken mich jeden Tag, dass es der richtige Entschluss war zu gehen.

Einfach Leben (@Gabi_Raeggel)

Mit steigendem Gehalt bekommen die Wünsche „Junge“ – bei den meisten Leuten zumindestens. Bin Sozialpädagogin in Teilzeit, selbst Vollzeit liegt mein Gehalt nach über 30-jähriger Berufserfahrung noch deutlich unter dem, was die IT’s als Anfängergehalt bekommen – da sind die im Beitrag von den Kollegen genannten Mindeststandards schon fast zum lachen. Ich lebe übrigens trotzdem – und es geht mir gut 😉

olli0816
8 Jahre zuvor

Deutschland ist ein komisches Land, wenn es um die Finanzen geht. Es gibt die gute alte Lebensversicherung und langjährige Verträge,um sich eine Betonburg zu kaufen. Denen nichts einfällt, legen ihr Geld aufs Festgeldkonto. Was mich immer am meisten verwundert: Die meisten möchten zwar gerne genug Geld haben, interessieren sich aber nicht, wie sie das Ziel erreichen können.

Die ganzen Konsumgeschichten sind eigentlich das, was einem davon abhält, in aller Ruhe mit den Jahren finanziell unabhängig zu werden. Ich bin auch in der IT tätig (bei einem sehr großen amerikanischen Chiphersteller) und wenn ich mir dann die Theman anschaue, was meinen Kollegen alles wichtig ist, dann fällt mir wirklich nichts mehr dazu ein. Da gehts um große Häuser, Zweit- und Drittautos, Swimmingpools, Solaranlagen oder Kreuzfahrten auf dieser schönen Welt. Ich selber bin da ziemlich exotisch und bleibe bei den Themen sehr ruhig. Ich wohne in einer Mietwohnung, habe kein Auto (das sorgt für einiges Kopfschütteln), mag keine Kreuzfahrten oder Golf (sehr populär) und spare ähnlich wie Du ohne Not ca. 60% meines Einkommens. Man kann förmlich zuschauen, wie man am Anfang erst diese oder jene Rechnung durch Dividenden finanziert bekommt und dann immer mehr für einen kostenlos wird.

Ich denke aber auch, dass viele diese Erfahrung nicht machen, weil gerade zu Beginn beim sparen nicht viel passiert. Man bekommt bei z.B. 20.000 € in Aktien zwar mal hier und da eine Dividende, aber das sind noch meist keine Summen, wo man sich sagt, das ist wirklich viel. Deswegen sehen sehr viele das auch als Quatsch an, der sich nicht rentiert. Und 100.000 € ist für viele eine so große Summe, dass sie sich sagen, da komme ich eh nicht hin. Aber trotzdem kaufen sich viele Leute zu große Häuser, die – wenns klappt – genau das Gegenteil beweisen. Man muss mit seinen Anlagen genauso konsequent sein wie beim Hauskauf: Möglichst konsistent was zurücklegen. Die finanzielle Unabhängigkeit kommt dann von ganz alleine.

Jan
Jan
8 Jahre zuvor

„Als ich jedoch zu einem Kollegen meinte, dass es sehr gut möglich sei, von 1.000€ (inkl. Miete und Essen und Leben und Spaß haben und…) im Monat zu leben, ohne dabei etwas zu vermissen, ist das auf sehr viel Ablehnung gestoßen“

Hey Fräulein Zaster,

erst nochmal vielen Dank für deinen wunderschönen Blog. Ich lese deine Beiträge wirklich gerne, da wir uns zum einen in einer ähnlichen Lebenssituation befinden, zum anderen, weil du einen echt unterhaltsamen Schreibstil hast und nicht so oberlehrermäßig schreibst wie manch anderer.

Obwohl ich diesen Beitrag vor längerer Zeit gelesen habe, ist der Satz oben bei mir hängen geblieben. Ich glaube, es ist auch als sparsam lebender Mensch wirklich schwierig, mit 1000€ im Monat hinzukommen (und auch noch Spaß zu haben wie du schreibst). Bei mir ist es so, dass das funktionieren würde, wenn in einem Monat nichts außergewöhnliches passieren würde, aber eigentlich ist das nie der Fall. Und wenn du dir die Übersicht zu deiner Sparquote anguckst, wirst du auch feststellen, dass du in der Regel über 1000€ Ausgaben liegst.

Ansonsten: Mach weiter so!

Romsdalen
8 Jahre zuvor

Das Problem, über den eigenen (bescheidenen) Lebensstil zu reden, kenne ich sehr gut. Mir geht’s da nämlich ganz genauso.
Ich denke der Punkt ist, dass die meisten Personen mit genau der Geldmenge pro Monat zurecht kommen, die sie eben zur Verfügung haben. Und wahrscheinlich wissen sie auch unterschwellig, dass sie eigentlich etwas auf die hohe Kante legen sollten (wenn da der innere Schweinehund nicht wäre).
Und wenn dann plötzlich irgend jemand kommt und sagt „hey, das das mit dem sparen, klappt total super, ich brauche nur nen 1000er im Monat“, dann ist das wie ein Spiegel, der einem vorgehalten wird. Und dann gibt’s nur die Möglichkeiten

a) sich einzugestehen, dass man die Situation nicht im Griff hat oder
b) das eigene Weltbild zu verteidigen, den anderen als Knauser hinzustellen, Gründe zu suchen, warum das bei einem selbst auf keinen Fall funktionieren wird

Erfahrungsgemäß entscheiden sich die allermeisten Leute für b). Zumindest habe ich diese Erfahrung gemacht, auch im engsten Familienkreis bei meinen Eltern.

Romsdalen
8 Jahre zuvor

Sehr vernünftige Einstellung, das mit dem „nicht in die Lebenseinstellung anderer reinquatschen“.
Problematisch wird’s nur dann, wenn sich andere nicht daran halten und mit Argumenten kommen wie „Gönn dir das doch einfach mal…“ oder wenn mit dem Geizwort um sich geworfen wird.

egghead
8 Jahre zuvor

Ich würde nciht wollen, dass aus „Gerechtigkeitsgründen“ jemand mein Gehalt kennen würde. Was wenn die größte Lusche 20% mehr bekommt, und ich als Hochqualifizerter ein Taschengeld. Nee, nich mit mir. Ich bin deshalb schon vor 13 Jahren ausgestiegen und arbeite nur noch für mich und das Finanzamt 😉
Ansonsten viel Vertrautes : wir haben auch keine teureren Hobbies, fahren Rad, wandern und ach ja in ein paar Wochen gehe ich mit 49 in den Privatierstatuss über, wenn alles gut geht….