Brauchst du das wirklich?

VillaHerr Zaster und ich schauen momentan gerne eine Doku-Serie namens „Strandhaus gesucht“. Urteilt nicht, wir lieben unser Trash-TV 🙂 Kurz gefasst geht es darum, dass sich Leute – m eist Pärchen – in Amerika ein Haus am Meer suchen. Eine Art exotischere Version von „Mieten, Kaufen, Wohnen“.

Wir schauen uns das Ganze hauptsächlich wegen der teilweise doch wirklich beeindruckenden Grundstücke und Häuser an. Außerdem macht es  Spaß am Ende der Folge zu raten, für welches der drei vorgestellten Häuser sich die Interessenten entscheiden. Herr Zaster führt bei diesem Ratespiel übrigens mit Abstand. Ich entscheide mich normalerweise  für das Haus, das am meisten die Adjektive „schnuckelig“ und „unverschnörkelt“ bedient – anscheinend nicht das, was sich die zukünftigen Hausbesitzer in der Serie von ihrem Strand-Domizil wünschen.

Müssen es wirklich 5 Gästezimmer sein? 

Eine Sache, die ich nicht verstehe ist, dass die Käufer in fast jeder Folge großen Wert darauf legen besonders viel Platz für Besucher zu haben. So kommt es dann, dass sich ein (kinderloses) Pärchen für ein Haus mit 5 Schlafzimmern und 3 Bädern entscheidet. Warum?? Mal abgesehen davon, dass es meine absolute Horrorvorstellung wäre, ein Haus dieser Größe sauber zu halten. Weswegen kauft man sich ein Zuhause, von dem man weiß, dass die meisten Zimmer 95% der Zeit leer stehen werden? Naja, genau genommen bleiben die Zimmer gar nicht leer, sondern werden voll gestellt mit  irgendwelchem Klimmbimm.

Ich selber bin überzeugt Mieterin. Meine Wohnungen waren schon immer so groß, wie es meiner Lebenssituation entsprach. War ich alleine, dann hatte die Wohnung 1-2 Zimmer. Mit Herrn Zaster in meinem Leben sind es nun 3 Zimmer. Mehr brauchen wir nicht – wir sind schließlich nur zu zweit. Das ist auch keine „Mach aus der Not eine Tugend“-Geisteshaltung. Selbst wenn ich stinkreich wäre, würden meine Wohnungen oder Häuser nicht großartig wachsen.

Zu Verschenken
Verschenken der letzten Porzellan-Stücke.

Ironischerweise finde ich es nämlich befreiend kein riesiges Haus zu besitzen. Viel Platz hat zur Folge, dass man immer mehr Dinge anhäuft, um den Platz zu füllen. Ich will nicht von meinen Dingen besessen werden. Unsere Wohnung ist nicht vollgestellt mit Quatsch. Unsere Schubladen quellen nicht über vor Kleinkram, Dutzenden abgebrochenen Bleistiften, losen Zetteln und Kaugummipapier-Schnipseln und ich muss mich auch nicht gegen den Inhalt meines überquellenden Kleiderschranks lehnen, damit ich die Tür zu bekomme. Bei uns gibt es kein morgendliches umherirren, weil wir unsere Sachen suchen. Nicht weil wir so gut organisiert sind, sondern weil es einfach nicht viel gibt, wohinter man etwas verlegen könnte. Ohne Kram ist das Leben einfacher und entspannter.

Manchmal schaut man sich in einem Moment der Klarheit um und erkennt, dass man erdrückt wird von den eigenen Besitztümern. Bei mir kam dieser Punkt vor etwas über einem Jahr. Man kann die Augen dann schnell wieder verschließen und genau so weiterleben oder man kann die Arschbacken zusammenkneifen und sich darum kümmern, dass man seinen Kram loswird. Wenn man nicht Teil der Wegwerfgesellschaft werden möchte, dann ist das mit Aufwand verbunden. Ich habe monatelang verkauft und verschenkt und ich bereue die Entscheidung keine Sekunde. 🙂

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JustDoIt
JustDoIt
9 Jahre zuvor

Die Last des Überflüssigen. Ich kann im Wesentlichen alles unterschreiben.

Ich empfehle etwas, was wir regelmäßig machen: Nehmt Euch Zimmer für Zimmer, Schrank für Schrank und Schublade für Schublade vor und schmeißt alles weg, was Ihr nicht wirklich braucht. Wenn Ihr im Zweifel seid, stellt Euch die Frage: Habe ich das in den letzten zwei Jahren gebraucht? Wenn nein: Weg damit. Das geht bei uns ohne Zwang über Tage oder sogar über Wochen in loser Folge so. Die blauen Säcke füllen und füllen sich und es ist ein wohliges Gefühl der Erleichterung, diesen ganzen Mist zum Müllplatz bzw. zur Kleidersammlung zu bringen – wobei manche Dinge sogar noch verkauft werden können.

Luke
Luke
9 Jahre zuvor

Zum Thema KlimBim oder Stuff fällt mir das ein 😀
http://www.youtube.com/watch?v=MvgN5gCuLac

Alexander
9 Jahre zuvor

Ich reduziere auch und fühle mich wohl damit. Je weniger ich besitze, desto weniger Belastung habe ich.
In einem muss ich dir aber „widersprechen“ und zwar die Wohnungsgröße. Wir (meine Frau und ich) haben während meines Studiums auf 55 m² gewohnt und waren durchaus zufrieden. Inzwischen haben wir ein Häuschen im Grünen (170 m² Wohnfläche) und wollen diese Bewegungsfreiheit nicht mehr missen. Mit 120 m² könnte ich mich im Alter noch anfreunden, aber weniger? Man gewöhnt sich einfach an die Größe und Fläche sehr schnell. Wir haben übrigens kein Gästezimmer, da wir keinen Wert auf Besucher legen und sind ziemlich puristisch eingerichtet. Eine eigene Immobilie stellt natürlich in gewisser Weise auch eine Belastung dar und kostet auch entsprechend im (Bau-) Unterhalt, daher werden wir im Alter uns eine Mietwohnung in der Stadt nehmen. Aber in der jetzigen Lebensphase sind wir zufrieden und es passt uns so wie es ist.

Sparschwein
Sparschwein
9 Jahre zuvor

Wir haben auch lange überlegt, uns zu vergrößern. Zuwachs bekommen, aber dann doch (zum Glück) zum Entschluss gekommen:
– wir bleiben in unserer 100 qm Eigentumswohnung (in ca. 7-10 Jahren zu 0 % finanziert abgezahlt)
– zusätzlich für uns und unser Kind einen Kleingarten um die Ecke zugelegt
… und somit keine zusätzlichen 200.000 Euro für ein Haus aufgenommen.

Uns reicht der Platz, wir können uns ins Grüne verziehen und haben weiterhin ca. 700-1000 Euro monatlich über. Das wollten wir einfach nicht missen.
Und ich bin sau froh, dass ich meine Frau davon überzeugen konnte. 😉

plutusandme
9 Jahre zuvor

Wir sind auch nur zu zweit. Leben auf 168 quadratmeter. Unsere Hütte ist von 1896 und mit viel Liebe ( und noch mehr finaziellen Aufwand) wieder in den Ursprungszustand versetzt. Natürlich mit den heutigen modernen Materialien. Wir haben dazu einen grossen Gatten und wphnen direkt am Wasser. Wir spaten uns tatsächlich den Urlaub, denn wir wohnen dort, wo andere Leute Urlaub machen. Ausmisten und Ballast abwerfen mache ich hauptsächlich im Büro, ich arbeite von Zuhause aus. Es ist tatsächlich so, das alte Hobbys noch auf dem Speicher liegen, entweder weil sie persönlich zu wertvoll sind oder aber mit Erinnerungen behaftet. Wir haben aber vor kurzem angefangen auszumisten, einfach aus dem Grund , wenn wir die Dinge jetzt verkaufen, bekommen wir noch was dafür, später werfen wir sie einfach nur weg.

Salva
9 Jahre zuvor

Hey,

cooler Artikel und spannendes Thema. ich sehe es sehr ähnlich wie du und lebe eigentlich auch immer nur in Wohnungen die zu meiner Lebenssituation passen oder ich vermiete den Rest (so mache ich es gerade).

Das Problem dahinter ist meiner Meinung nach die Denkweise die viele Menschen haben in Deutschland:

Man möchte Reich aussehen!

Ein großes Haus mit vielen Zimmern zeigt deinen Freunden und Nachbarn das du viel Geld hast und darum geht es leider sehr vielen.

Aber möchtes man wirklich Reich aussehen oder lieber Reich sein? Ich bin lieber Reich und das heißt für mich eben nicht viel Klimmbimm und ein rießiges Haus für das ich schuften muss, sondern finanzielle Freiheit. Also das ich meine Zeit frei nutzen kann…

Aber jedem wie er es möchte 🙂

Gruß
Salva