Geizig oder genügsam? Der feine Unterschied…

Es gibt dutzende Beiträge darüber, wie man den Unterschied zwischen Geiz und Sparsamkeit erkennen kann. Häufig werden darin diverse Beispiele aufgezählt. Ich stimme diesen Beiträgen in zwei Dingen nicht zu:

Zuallererst, ist das Wort „sparsam“ meiner Meinung nach wertfrei. Es beschreibt erst einmal nur, dass man seine Groschen lieber für sich behält, als sie wieder auszugeben. Ob das gut oder schlecht ist, hängt von anderen Faktoren ab. Geizige Menschen sind genauso sparsam, wie genügsame. Ich bevorzuge das Wort „genügsam“,  weil es positiv konnotiert ist und in Genügsamkeit auch Zufriedenheit eine große Rolle spielt. Der Untertitel dieses Blogs ist nicht umsonst  Zufrieden in die finanzielle Freiheit. 😉

Das zweite Problem, das ich bei Artikeln mit dem Thema „geizig oder sparsam“ habe, ist, dass häufig einfach nur Beispiele aneinander gereiht werden: Wenn du Essen von anderen Tischen klaust, bist du geizig!

Ich denke, dass alles eine Frage der Situation ist. Nehmen wir an, man sitzt zu zweit mit einer guten Freundin oder dem Partner in einem kleinen schummrigen Restaurant, hat aufgegessen und ist mit sich und der Welt im reinen. Das Pärchen vom Tisch nebenan hat sich gerade verabschiedet, die Frau hat ihr Stück Schokokuchen nicht angefasst. Niemand ist da. Das ist ein etwas abgelegenerer Teil des Restaurants. Der Kuchen sieht saftig aus… Einmal frech das Gegenüber angegrinst, flott ein dickes Stück vom Kuchen abgebissen und sich direkt wieder auf den eigenen Platz gesetzt. Meine Gesellschaft lacht und ich habe köstlichen Schokokuchen im Mund. Das ist nicht geizig, sondern mein Humor und meine Vorliebe für Schokokuchen.

Nun also 4 Wege, wie man den Unterschied zwischen geizig und genügsam ganz allgemein erkennen kann:

1. Es ist Geiz, wenn deine Sparsamkeit unangenehm für deine Mitmenschen wird

Die Frugalwoods durchwühlen gemeinsam regelmäßig Müll, auf der Suche nach weggeworfenen Schätzchen (und nein, sie haben es nicht nötig). Die beiden sehen darin kein Problem, sie schämen sich nicht füreinander und treten niemandem auf die Füße. Sie machen das jedoch nicht in Gegenwart von Freunden oder Bekannten, von denen sie wissen, dass ihnen das unangenehm wäre.

In Müll wühlen mag für Außenstehende etwas seltsam anmuten, ist aber im Fall der Frugalwoods nicht geizig.

2. Genügsame Menschen sparen nicht um jeden Preis und nicht auf kosten Anderer

Ich war jahrelang Kellnerin und was ich wirklich schlimm fand, waren Gäste, die sich für 99,50€ Bierkrüge von mir an ihren Tisch haben schleppen lassen und dann glatt 100€ bezahlten. Das ist geizig. Natürlich hat man so 5-10€ Trinkgeld eingespart, aber auf meine Kosten.

Ein genügsamer und zufriedener Gast hätte den Abend genossen und seine Wertschätzung für die freundliche Bedienung mit einer angebrachten Trinkgeldhöhe zum Ausdruck gebracht.

3. Bei Geiz geht es um den Preis, bei Genügsamkeit geht es um den Wert

Ein genügsamer Mensch will den maximalen Wert aus seinem Geld ziehen. Wenn er beispielsweise ein neues Fahrrad braucht, recherchiert er ausgiebig und kauft ein hochwertiges, gebrauchtes Fahrrad an dem er lange Freude hat. Dieses Fahrrad kann, den Preis absolut betrachtend, immer noch recht teuer sein, viel wichtiger ist jedoch, dass die Qualität relativ zum Preis herausragend abschneidet.

Ein geiziger Mensch hingegen wählt den billigsten Preis und nimmt dafür auch Qualitätseinbußen in Kauf.

4. Genügsame Menschen setzten Prioritäten bei Nichtigkeiten, um mehr von dem haben zu können, was ihnen wichtig ist

Für einen geizigen Menschen liegt das Augenmkerk auf dem Geld als solches.

Ich mache mir mein Mittagessen zu Hause, trinke keinen Kaffee bei Starbucks und mache keine Shopping-Touren, nicht, weil ich mehr Geld besitzen möchte, sondern weil mir diese Dinge einfach nicht wichtig sind. Lieber investiere ich das Gesparte in meine Träume, in Reisen und in meine Zukunft.

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Ex-Studentin
Ex-Studentin
8 Jahre zuvor

Gut auf den Punkt gebracht. Mein Bruder nennt mich schon seit der Kindheit an „geizig“, weil ich schon früh angefangen habe, mein Geld beisammen zu halten. Aber ich selbst sage immer: Ich spare nicht an anderen, nur an mir. Z.B. schaue ich bei Geschenken nicht auf jeden Euro, gebe um die 7-10% Trinkgeld und scheue keine Kosten und Mühen, um auch mal weiter weg wohnende Freunde und Familie zu sehen. Dafür spare ich an anderen Stellen. Wie du schon geschrieben hast: Man muss eben Prioritäten im Leben setzen.

Ric
Ric
8 Jahre zuvor

Hi Fräulein Zaster,

Wenn ich mit Menschen in meinem Umfeld über das Sparen rede, oder die Leute zu Besuch kommen und denken, warum leben die zu zweit auf 64 m². Dann kommt häufig das Argument ich würde nicht Leben. Ergo, man ist zu geizig.
Ich bin anderer Meinung. Ich habe zwei Jahre lang gesparrt, weil ich das Geld nicht sinnlos ausgehen wollte und es keinen Grund gab Geld auszugeben.
Dieses Jahr hingegen haben meine Freundin und ich eine tolle Reise nach Canada gemacht. Zusätzlich die Wohnung schön (Esstisch und Stühle neu, kleine Regale, Wärmeschutzrollos), haben neue Klamotten gekauft und ich habe mir ein gebrauchtes Motorrad zugelegt samt Klamotten.
Aber auf die 3 Jahre gesehen, habe ich eine Sparquote von knapp 50%.

Ich denke, jeder hat etwas das ihm wichtig ist. Bei mir sind es Reisen und das wir es zuhause schön haben. Andere mögen was anderes.
Das meiste Geld spart man durch die Gewohnheiten, den Kaffe morgens an der Tankstelle, die große Wohnung und vorallem das Auto.

Viele Grüße

Ric